Der indianische Mythos hat mich in den Staaten, zu meiner Zeit, als ich in Wilton gelebt und gearbeitet habe, gestreift, später dann fest im Griff gehabt. Ich habe damals John Jack Black Hawk, ein Pferdetrainer im Pazifik Coast Breeding and Trainingcenter, seine indianische Herkunft zwar angesehen, wusste aber nicht damit umzugehen, da John nicht unbedingt ein zugänglicher Mensch war. Er war Cowboy und Trainer, genau wie wir alle. Wir hatten unsere Pferde zu arbeiten und halfen auf der Ranch beim Vieh mit. Aber John und ich lernten mit der Zeit einander kennen. Besser gesagt, ich fand in ihm einen Menschen, der mit unglaublicher Ruhe und Besonnenheit eine Macht ausstrahlte, mit der man erst mal umgehen, und die man richtig einordnen musste, und er fand in mir jemanden, der zuhörte und nach dessen Seele er manchmal greifen konnte (so seine Worte).
Wölfe sind für die Indianer Geschöpfe, die man gesondert ehrt und respektiert. Manchmal, so John, schlüpft der Große Geist in den Körper eines Wolfes, um ihm seine Ehrfurcht zu zeigen. Ehrfurcht, die dieses wunderbare Wesen auch verdient, weswegen wir uns den Wolf als Vorbild genommen, um daraus ein ganz besonderes Wesen zu schaffen.
Schäferhunde kommen dem Wolf am allernächsten. Wenn man sich allerdings anschaut, was zum Beispiel aus dem Deutschen Schäferhund geworden ist, fragt man sich doch, wo die Ähnlichkeit hin verschwunden ist. Runder Rücken, tiefe Hinterhand, ein Gangwerk, das mehr an Wackeln erinnert, eine Rute, die am Boden nachhängt, ein flacher Körper, Ohren, die geklebt werden müssen, damit sie stehen …
Hellmuth Wachtel beschreibt in seinem Buch „Hundezucht 2000“ sehr sachlich, was wir in der heutigen Zucht eigentlich so alles falsch machen und was getan werden müsste, um die Rassehundezucht zu retten oder so zu verändern, dass unsere Hunde wieder etwas gesünder und widerstandsfähiger werden.
Die Linienzucht bzw. Inzucht mag zwar gut sein, den Typ einer Rasse zu erhalten, doch sie bringt Konsequenzen mit sich, die man, wenn überhaupt, erst Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte später erkennt. Manchmal will man es aber nicht nicht sehen, schaut großzügig weg. Bulldoggen in Rollstühlen, Möpse, die schnarchen und keine Luft bekommen, Spaniel mit ständigen Ohrenentzündungen, Shar-Peis mit Hautinfektionen, Erbdefekte, wo man nur hinschaut. Durch Selektion versuchte man das Idealbild eines Hundes zu erhalten, genauso wie die Gesellschaft vorgibt, die das Idealbild einer Frau auszusehen hat. Man erschafft ein Bild, eine Skulptur und presst einen lebenden Körper hinein. Die genetische Vielfalt sinkt mehr und mehr, wodurch Defektgene, die jedes Lebewesen hat, eine immer größere Chance finden, zu greifen und ein Lebewesen erkranken zu lassen. Normalerweise, um es sehr vereinfacht auszudrücken, müssen beide Elterntiere Träger eines Defekts sein, damit dieser Defekt auch zum Tragen kommt. Dann ist es notwendig, dass sich diese beiden Defektgene bei einer Anpaarung auch noch treffen, damit das Lebewesen erkrankt. Eigentlich ein doppelter Schutzmechanismus der Natur, damit eben Defekten keine große Chance eingeräumt wird. Wird die genetische Vielfalt allerdings eng, haben die Defektgene größere Möglichkeiten einander zu finden und einen Defekt am Lebewesen ausbrechen zu lassen. Und genau das ist es, was in unseren Tierzuchten (nicht nur in der Hundezucht) schief läuft.
Hier habe ich nochmal den Wolf und den Deutschen Schäferhund gegenübergestellt, um zu verdeutlichen, was die Natur gemacht hat, um das Raubtier überlebensfähig zu machen und was wir Menschen mit unserem Schönheitsideal gemacht haben.
Der Deutsche Schäferhund, wie er heute ist und der Grauwolf
Er ist bestimmt kein hässlicher Hund, viele mögen ihn. Aber die Zuchtform,
die stark herabgesetzte Hinterhand, der runde Rücken, all das hat den Hund
krank gemacht. Der Deutsche Schäferhund ist alles andere, als eine gesunde
Rasse.
Der Grauwolf. Lange, kraftvolle Beine, eine gerader Rücken, eine gerade Hinterhand.
Ein Körper, den dieses Tier braucht, um zu überleben, nicht um schön zu sein,
was er dennoch zweifelsohne ist.
Hier nochmal zur Veranschaulichung
Das Skelett eines normalen Grauwolfes und im Vergleich, das Skelett des Deutschen Schäferhundes, wie der Mensch ihn gemacht hat.
An diesen Bildern bemerkt man doch, wie sich der Schäferhund in seiner Form verändert hat. Es gab sie noch, die gesunde, normale Form, die hündische Kopie zum Wolf. Man sagt, graue Schäferhunde aus Leistungslinien würden noch eher die gerade Haltung besitzen. Was sie allerdings genauso wenig haben, ist eine hohe Genvielfalt, etwas, was dem Hund die Möglichkeit gibt, gesund alt zu werden.
Natürlich sind Hunde Lebewesen und können durchaus erkranken oder Defizite aufweisen. Und es werden auch in den besten Zuchten immer mal wieder Welpen geboren werden, die nicht in Ordnung sind. Auch in der Natur kommt sowas vor. Lediglich werden in der Natur solche Tiere nicht alt und würden sich niemals vermehren. Krank zu sein kann man sich in freier Wildbahn nicht leisten, und wenn es doch passiert, dann gilt es, schnell wieder gesund zu werden, einfach nur, um zu überleben. Schafft man das nicht, ist das Leben im Allgemeinen vorbei.
Mit dem Sandros Leisha Dog versuchen wir nun, uns von alldem abzuheben. Das Stichwort gab wieder Hellmuth Wachtel. Das Anpaaren rasseähnlicher Hunde, um eine genetische Vielfalt zu erreichen, die den Hund wieder etwas stabiler macht und Zuchtfehler ausmerzt. Was wir wollen, ist ein Hund im Erscheinungsbild eines Wolfes, der dennoch das gesellschaftliche Wesen eines Hundes mitbringt.
Ein Schäferhund hat für mich eine ziemlich eindeutige Form. Die Form eines Wolfes, nach der wir uns richten. Farbe ist relativ, denn Farbe macht nicht krank, solange es sich um Naturfarben handelt und nicht um Farbgene, die durchaus Defekte im Hund auslösen können. (Merle, wie auch Dilute, also ein Hund der schwarz wäre, aber blau, blaugrau oder auch isabellfarben erscheint) Also habe ich schon vor Jahren begonnen, schäferhundartige untereinander zu kreuzen, um deren genetische Vielfalt zu erhöhen. Damals konnte man gewisse Erbkrankheiten auch noch nicht genetisch selektieren, was heute über Labore alles möglich ist. Meine Nachzuchten zeigten sich stark, kraftvoll, viele Probleme hatten wir nicht, weder bei der Geburt noch bei der Aufzucht. Mein Ansinnen war, selbstsichere Hunde zu züchten, die sich ausbilden, die sich als Wachhunde verwenden ließen, die genug Trieb besaßen, um auch im Schutzdienst zu brillieren, stieß aber damit auf ein ganz anderes Problem.
Für einen starken Hund brauchte es einen starken Hundeführer, einen, der seinen Hund erziehen und kontrollieren kann. Im Zeitalter von Brustgeschirr, von Streicheltherapien und von Hunden, die als „Problemhunde“ abgestempelt wurden, weil sie sich vom Wesen härter zeigten, als der Mensch es wollte, musste ich umdenken. Kaum jemand, damals wie heute, kann mit einem wirklich triebstarken, selbstsicheren Hund umgehen, der genau weiß, was „Schutz“ bedeutet, nicht nur bellt, sondern auch beißt. Was man wollte und gerade heute verstärkt will, ist ein sicherer, aber freundlicher und leichtführiger Hund, gelehrig, intelligent, aber sanft und liebevoll. An „Schutz“ so wie ich es verstehe, hatte und hat auch jetzt noch niemand wirkliche Interesse. Zumal die Vorstellung eines Wach- oder Schutzhundes bei den Menschen vom Hund meist nicht erfüllt werden kann, zumal auch die Ausbildung mit der Streicheltherapie meist nicht kompatibel ist. Der Sportschutzdienst ist zwar ganz nett anzusehen, aber die Tendenz geht, wenn überhaupt, dann in den Unterordnungsbereich, Agility, Zugsport (Dogscooting), Rettung, Mentrailing, Nasenarbeit oder in die Richtung, einfach ein super, toller Familienhund zu sein, der Kamerad und Kumpel zugleich ist. Mit „Schärfe“ kann bis heute niemand etwas anfangen, da die Haltung solcher Hunde immer komplizierter wird. Die Gesetze zwingen uns dazu, unsere Hunde nahezu unter Verschluss zu halten, damit er niemandem die Luft wegatmen kann. Ich musste meine Idee neu formulieren. Im Laufe der Zeit fand ich schließlich heraus, was die heutigen Menschen wollen, welcher Art Hund es sein soll, welches Wesen er nach Möglichkeit mitbringen muss. Was aber blieb, war meine Grundidee, die genetische Vielfalt zu erhöhen, um den einzelnen Hund wieder gesünder und widerstandsfähiger zu machen, damit Erbdefekte nur noch eine geringe Möglichkeit haben, die Oberhand zu gewinnen. Zudem sollte der Hund ein natürliches Erscheinungsbild besitzen, keine Deformationen, keinen Körper, der ihm das Leben zur Hölle macht.
Inzucht oder auch Linienzucht wird in der heutigen Hochzucht gerne verwendet, um schnell zum gewünschten Idealbild zu kommen. Inzucht bedeutet die Anpaarung zweier Hunde, die irgendwie, meist weiter entfernt, miteinander verwandt sind, Inzest bedeutet, die enge Verwandtschaftszucht, also zum Beispiel Bruder x Schwester, Vater x Tochter. Selbst beim Menschen hat es die weit verzweigte Inzucht früher gegeben. Bei den Adelsfamilien war es normal, dass die Cousine mit dem Cousin drittes Grades, oder der Vetter mit der Schwester von sowieso. Natürlich hat sich die Inzucht bemerkbar gemacht. Heute ist Inzucht beim Menschen streng verboten, weil man sich der Folgen bewusst ist. Wieso ist man sich der Folgen beim Tier nicht bewusst? Beim Mensch weiß man es … nicht gut … mein Tier … geht schnell, funktioniert kurzfristig … schon gut? Vielleicht sollte man an dieser Stelle bemerken, dass die Inzucht in der Natur großteils vermieden wird. Ich will nicht sagen, dass sie nicht vorkommt, wenn Engpässe bestehen, aber im Großen und Ganzen hat man bei verschiedenen in freier Wildbahn lebenden Tieren beobachtet, dass nicht der Vater mit der Tochter und der Sohn mit der Mama.
Experten behaupten immer wieder, dass eine gezielte Verwendung der Inzucht durchaus ihren Nutzen hat. Das mag sein, aber … wenn schon die Natur „nein“ zur Inzucht sagt, wird das wohl seinen Sinn haben und darauf sollte man vielleicht hören, denn die Natur macht eigentlich nichts, womit sie sich selbst schadet. Den Schaden fügen wir ihr zu, wir, die wir glauben, so gut zu sein.
Hier habe ich nochmal zwei Bilder angefügt, um zu zeigen, wie wir unsere Zucht aufbauen und betreiben.
Kanadischer Wolf Sandros Leisha Rüde
Sandros Leisha Rüde Sandros Leisha Hündin
Vielleicht noch ein Wort zur Farbe:
Was man früher nicht wusste, weiß man heute. Nicht alle Farben sind für den Hund gesund. Wir verzichten bei der Sandroszucht bewusst auf Fellfarben, die einmal nicht natürlich sind und zudem mit Problemen verbunden sind. Dazu gehört die lustige Merlescheckung, wie sie beim Australien Shepherd häufig, aber auch bei anderen Rassen zu finden ist. Mit dem Merlefaktor muss man sehr vorsichtig umgehen, das es neben dem klassischen Merle, auch das kryptische und atypische Merle gibt. Heutzutage lassen sich Farben beim Hund durch Labore testen, somit sollte es eigentlich keine Fehlverpaarungen mehr geben, denn das Verpaaren von zwei Hunden, die das klassische Merle tragen, gehört ins Qualzuchtgesetz und ist verboten, was nicht heißt, dass es wissentlich wie auch unwissentlich immer wieder gemacht wird, da die bunten Hunde einfach gut bei Hundekäufern ankommen. Allerdings können schwere Schäden im Sinnesbereich (Augen, Ohren), wie auch organische Schäden (Immunschwäche, Epilepsie, erhöhtes Krebsrisiko, Allergien) auftreten. Deswegen nehmen wir diese Farbvariante nicht in die Zucht auf. Genauso verhält es nicht mit der Piebald Weißscheckung. Gescheckte Hunde sollten immer einen großen Anteil Farbe, besonders am Kopf besitzen und nur einen geringen Anteil weiß, da auch hier wieder Schäden am Gehörgang zu erwarten sind. (Dalmatinertaubheit). Bei beiden Varianten, Merle wie auch Piebaldweiß sollten Welpen eine Gehörtest machen, um zu gewährleisten, dass sie hörend sind.
Auch Dilute ist eine Farbvariante, die mit starken Problemen verbunden sein kann, nicht muss. Dilute ist ein Farbverdünner, der aus einem schwarzen Hund einen silbergrauen bzw. blauen macht oder auch aus einem genetisch hellen Hund einen grauen. Auch braune Hunde können aufgehellt sein und sich in semmelbraun oder isabell zeigen. Schuld daran ist dieser Farbverdünner, der immer von beiden Elterntieren vererbt werden muss, damit ein Zeiger entsteht, also ein Hund, der „blau“ ist. Hunde mit dieser Farbvariante können aber sehr starke Reaktionen darauf zeigen, indem sie starke Allergien zeigen, da die Wurzelstruktur des Felles kaputt geht. Das kann soweit gehen, dass die Hunde ganze Fellbüschel verlieren, eine stark schuppende Haut zeigen, oftmals kahle Stellen zeigen, was bis zum kompletten Haarverlust gehen kann. Zudem haben diese Hunde oft eine Immunschwäche und zeigen Leber und Nierenschäden. DILUTE IST TESTBAR! Würden die Züchter ihre Hunde alle farbtesten lassen, dann wüsste man, ob der Hund Dilute Träger ist. Ein Hund, der Dilute nur trägt, hat keine Farbveränderungen, kann es aber weitervererben. Zwei Trägertiere mit Dilute zu verpaaren, ergibt betroffene Welpen, die eben blau oder eben silber sind. Das kann gutgehen, das kann aber auch ganz schwer nach hinten losgehen. Dilute kommt in allen Rassen vor und meine persönlicher Meinung ist, seinen Zuchthund testen zu lassen, damit man einfach weiß, was er trägt und was nicht, um zu wissen, was man miteinander verpaaren kann, denn es ist dem Welpen gegenüber nicht fair, ihn mit der „falschen Farbe“ ins Leben zu schießen. Wenn es nämlich nicht gutgeht, dann hat der Hund ein dauerhaftes, nicht heilbares Problem, das mehr oder minder schwer sein kann. (In meinem Bekanntenkreis musste ein Mastiff eingeschläfert werden, der nicht mal drei Jahre alt wurde, da er durch Dilute derart heftig reagierte, dass man das Gefühl hatte, er wäre auf sein eigenes Leben allergisch, denn der Hund vertrug absolut nicht. Er reagierte schlicht auf alles, selbst auf Medikamente. Sowas muss definitiv nicht sein)
Wir erhoffen mit unserer Art Zucht auf Jahre gesehen, gewisse Dinge, die die Gesundheit unserer Hunde betreffen, minimieren zu können. Dabei denke ich an HD, ED, Spondylose, Speiseröhrenerkrankungen, Schilddrüsenüberfunktionen, Hauterkrankungen, Infektionen und vieles mehr. Ich erhoffe mir, dass der Sandros, je höher seine genetische Vielfalt ist, unserer teilweise krank machenden Umwelt einiges entgegenzusetzen hat. Weiters erhoffe ich mir eine Erhöhung der Lebenserwartung, gesunde Instinkte, was die Fortpflanzung betrifft, wie auch ein gesundes Dasein.
Dennoch möchte ich an dieser Stelle anfügen, dass jedes Lebewesen das Recht hat, auch mal krank werden zu dürfen. Jeder würde sich freuen, einen Hund zu haben, der das Alter von fünfzehn Jahren erreicht, ohne je krank gewesen zu sein. Das wird aber nicht gehen. Es gibt auch Menschen, die gesund leben, nicht rauchen, nicht trinken, Sport betreiben und trotzdem mit 55 Jahren einem Herzinfarkt erliegen. Und dann gibt es wieder solche, die wie die Löcher saufen, wie die Henker rauchen, das Zeug richtig inhalieren, den Sport nur aus dem Fernsehen kennen, alles essen, was als ungesund deklariert ist und dennoch steinalt werden. Warum, das weiß Gott allein.
Ich bin nicht Gott, ich kann auch nicht Gott spielen, aber ich versuche, etwas besser zu machen, da es meiner Meinung nach, viel zu viele Hunde gibt, die an Krankheiten leiden, die nicht sein müssten. Allerdings hat der Sandros Leisha Wolfsschäferhund keinen Freischein auf ewige Gesundheit und hat auch nicht aus dem Jungbrunnen gesoffen, der es ihm ermöglicht, vielleicht siebzehn Jahre alt zu werden.
Wie bei allen Lebewesen spielen Haltung, Ernährung, Umwelt, Einstellung und Anschauung eine wichtige Rolle. Ein fetter Hund wird vermutlich nicht alt werden, auch kein Hund, der wegen jedem Wehwehchen zum Tierarzt gebracht und mit Chemie gefüttert wird, auch nicht der Hund, der in der Innenstadt wohnt und sich ständig die Abgase in die Lungen zieht. Und das sind nur einige wenige Beispiele von Faktoren, die ebenso krankmachend sind, für die aber die beste Zucht nichts kann.
Wir Menschen sind in Sachen Tierhaltung, gerade in der Hundehaltung sehr komisch geworden. Die Hundeflüsterer sprießen wie die Pilze aus dem Boden. Jeder kann es besser und jeder hat die noch bessere Methode. Es gibt Ernährungsexperten, die haben den Verdauungstrakt der Hunde vermutlich auseinandergenommen und wieder zusammengeschraubt, deswegen wissen sie über alles Bescheid. Die Meinungen über die einfachsten Sachen gehen weit auseinander, sind oft wie Feuer und Wasser. Gerade die Hundeerziehung, das Verhalten, wie was gemacht werden muss, ist schon so kompliziert geworden, dass es mich fasziniert, dass der Hund noch weiß, was eigentlich von ihm verlangt wird. Es gibt bereits so viele Gurus und Allwissende, dass es mich erschreckt und noch viel mehr erschrecken mich die Summen, die solche Leute verlangen, um einen Hund entweder zu erziehen, zu reparieren, zu resozialisieren oder eben anders zu machen.
Ich kann in meiner Zucht nicht jedem alles Recht machen, genauso wie ich nicht immer erraten kann, ob der Hund, den ein Pärchen, eine Familie oder eben auch eine Einzelperson ersteht, auch hinterher zu ihm passt. Ich kenne das Lebensumfeld dieser Menschen nicht, mir sind die Gewohnheiten unbekannt und manche Menschen sind sich auch nicht darüber bewusst, was es für eine Aufgabe ist, einen Welpen großzuziehen und den Hund später zu halten. Die Vorstellung des allein im Garten wartenden Hundes, während man acht Stunden in der Arbeit verweilt, ist sehr präsent und häufig.
Mein Job ist es, mein Wissen und meine Erfahrung in der Zucht so einzusetzen, sodass ich meine Wünsche mit denen der allgemeinen Gesellschaft gut koppeln kann. Ein wölfisches Erscheinungsbild spricht die Menschen an, allerdings verbindet man „Wolf“ gerne mit „Aggression“. Ein Dankeschön an so viele Märchen, die genau das beschreiben. Die blutrünstige, aggressive Bestie, die kleine Kinder (Kitze) frisst, die gefährlich ist, die Weidevieh anfällt, die vielleicht auch den eigenen Hund schluckt, sollte wieder ein Wolf in Österreichs Wäldern gesichtet werden. Bilder im Internet von Zähne zeigenden und knurrenden Wölfen geben dann diesen Geschichten die richtige Würze. Die Wenigsten wissen, dass Wölfe sehr scheue Tiere sind, die den Kontakt zum Menschen im Grunde meiden, da sie im Menschen einen Feind erkannt haben. Wildtiere bekämpfen ihre Feinde nicht (das ist ein menschlicher Gedanke), sie gehen ihnen aus dem Weg, um in Ruhe leben zu können. Nimmt man ihnen allerdings die Möglichkeit des Rückzuges, braucht man sich nicht zu wundern, wenn es Übergriffe auf Weidevieh gibt. Es sind Räuber und das gerissene Schaf billige Beute. Es gibt ganz, ganz wenig Übergriffe auf Menschen. In unseren Breitengraden schon mal gar nicht und in wirklichen Wolfsgebieten, wie Kanada, Alaska oder auch der Norden der USA, sind sie gezählt. Ist es verwerflich, wenn eine Wölfin ihren Wurf verteidigt, weil sie Gefahr durch Wanderer für ihre Kinder sieht? Wölfe sind nicht gefährlich und nicht aggressiv, sondern distanziert und scheu, was manchmal in der Hundezucht Probleme mit sich bringt. Benutzt man für das Outcrossing Wolfhunde, kann sich das distanzierte, scheue Wesen festsetzen, was von den Menschen ebenfalls nicht unbedingt gewünscht ist. Ein scheuer, distanzierter Hund gilt gerne als misshandelt, geschlagen, schlecht aufgezogen, nicht sozialisiert, wie auch immer. Gerne werden solche Dinge auch einer Rasse zugeschoben. Der Hund dieser Rasse ist scheu, ist doof, ist blöd, oder auch intelligent und gehorsam. Ich nenne das engstirnige Denkweise, denn auch Chinesen sind Menschen einer anderen Rasse, und doch ist jeder einzelne Chinese anders. Warum wirft man die nicht alle in einen Topf? Oder nehmen wir die Rasse der dunkelhäutigen Menschen. Sind die jetzt auch alle gleich, da sie ein und derselben Rasse angehören? Muss man sie bekämpfen, ausrotten? Ich für meinen Teil habe so viele unterschiedliche Menschen kennengelernt, dass ich mich hüten werde, sie alle in einen Topf zu werfen. Jeder hat seine Persönlichkeit. Normalerweise wissen wir das, das gilt aber auch für unsere Hunde. Hunde einer Rasse können nicht alle gleich sein, weil jeder seine eigene Persönlichkeit besitzt. Jeder Hund ist ein Unikat.
Scheue, Distanziertheit, allgemein werden solche Hunde als „feig“ bezeichnet, ist die Grundform des Wolfes. Es wird nicht gerne gesehen, aber diese Eigenschaften schützen den Wolf vor unbedachten Handlungen, die, wenns schlecht ausgeht, den Tod bedeuten können. Härte, Aggression, Trieb, Brauchbarkeit in den verschiedensten Sparten, ist vom Menschen selektiert, also angezüchtet, sonst wäre der Border Collie nie ein Hütehund geworden, der Jack Russell kein Jagdhund, der Rottweiler kein Fleischerhund, der Golden Retriever kein Apportierhund und der Husky kein Schlittenhund.
In unserer Zucht benutzen wir mehrere Rassen, deren herausragenden Eigenschaften wir benutzen, um aus dem Sandros das zu machen, was er ist.
Dazu gehören Schäferhundrassen wie:
Der Malinois
Der Weiße Schäferhund
Schäferhundkreuzungen
Altdeutsche Schäferhunde (Harzer Fuchs)
DDR Deutsche Schäferhunde
Schottische Schäferhunde (Collies)
die alle sehr anhänglich sind, eine hohe Auffassungsgabe, Intelligenz und Merkfähigkeit besitzen, weswegen diese Hunde auch oft im Sport zu finden sind.
Als Gegenstück benutzen wir Wolfhundrassen, die sehr oft die wölfische Art, das wölfische Erscheinungsbild und das bisschen Wildnis mitbringen, die sonst nirgends zu finden ist. Das sind:
Der Tschechoslowakischen Wolfhund
Der Sarloos Wolfshund
Der Marxdorfer Wolfshund
Wolfshundhybriden (American Indian Dog, Northern Inuit Dog, Tamaskan, etc)
Für den Kick Selbständigkeit, Lauffreudigkeit und das bessere Knochengerüst haben sich die Nordländer als sehr gut erwiesen. Deswegen benutzen wir Rassen aus diesem Bereich, da diese Hunde durch ihren Job mehr körperliche Stabilität mitbringen.
Sibirian Husky
Alaskan Husky
Alaskan Malamut
Nordlandhundkreuzungen
(Durch Rassetests, die es mittlerweile gibt, lassen sich bei Kreuzungen die Grundrassen definieren)
Was wir nicht machen: Wir kreuzen keine reinen Wölfe in unsere Zucht ein. Erstens ist es verboten, Wildtiere zu halten und zweitens wären die daraus resultierenden Hunde vom Wesen her so sensibel und wölfisch, dass bei uns kaum einer damit umgehen könnte. Zudem stelle ich mir einen „Wolf“ in der U-Bahn komisch vor, genauso wie einen „Wolf“ in der Hundezone. Es reicht ein Hund, der wie ein Wolf ausschaut, aber ein Hund ist und bleibt und somit vielleicht auch mit den vielen verrückten Staubwedelmöpsen und Leinenhysterikern umgehen kann. Wir selektieren unsere Hund nicht nach Wildfarbe, also nicht nach der Farbe des Wolfes. Auch andere Farben kommen vor, aber was erhalten bleiben soll, ist das natürlich Erscheinungsbild.
Ich hoffe, dass ich nun verständlich veranschaulichen konnte, wie der Sandros Leisha Wolfsschäferhund entstanden ist und was wir uns bei der Zucht denken. Kritik gibt es immer. Leute, die behaupten, wir würden nur pfuschen, gibt es überall. Das sind meistens Menschen, die keine Ahnung von der Zucht, sich damit noch nie auseinandergesetzt haben oder es auch nicht wollen, Leute, die Verfechter einer blutreinen Rasse sind, oder auch jene, die einfach ihren Senf dazugeben wollen. Wir stecken immens viel Zeit und Geld in unsere Zucht. Und wenn man etwas ändern will, dann muss man das eben tun. Ich habe es getan und gehe hartnäckig meinen Weg weiter. Durch Zuchtbeobachtung ist es notwendig, ständig etwas zu verändern. Mir sind die Hände nicht gebunden, mir schreibt keiner etwas vor. Ich lese viel und beobachte noch viel mehr. Jene Menschen, die behaupten, ich würde lügen und betrügen, haben vermutlich diese Seiten nicht gelesen, denn ich habe definitiv nichts zu verbergen. Aber für mich gilt ein einfaches Sprichwort. Ich bin verantwortlich für das, was ich sage bzw. niederschreibe, nicht für das, was andere verstehen oder auch nicht verstehen können oder wollen. Es gibt bereits viele Leute, die einen Sandros besitzen und mit ihm glücklich sind. Leute, die bewundert werden, einen so schönen Hund zu haben. Und wir haben bereits sehr schöne Tiere gezogen, ganz in der Form des Wolfes, aber eben doch als Hund.
Sandros Leisha Dog Rüde
gezogen im Silvermoonkennel