Jeder Hund muss mal allein bleiben. Er kann uns nicht überall hin begleiten, auch wenn er das noch so gerne möchte und manchmal ist es auch ganz sinnvoll, den Hund allein zuhause zu lassen, zum Beispiel, wenn man ein Einkaufscenter besuchen möchte, weil der gute Wuff einfach nichts davon hat, wenn er durch Menschenmengen gezerrt wird, tausende Beine sieht, vielleicht noch mit Beißkorb gesichert ist, nicht bellen, nicht winseln, nicht furzen, nicht mal irgendwohin schnüffeln darf, geschweige denn, sich erleichtern. Auch beim Arztbesuch kann der Hund nicht mit und wenn wir in der Arbeit sind, müssen viele Wauwaus auch zuhause warten.
Jetzt gibt es aber so Kandidaten unter den vierbeinigen Flokatis, die finden es gar nicht so prickelnd, wenn sie allein gelassen werden. Logisch, der Hund ist ein Rudeltier und will sich eigentlich so gar nicht recht von seinem menschlichen Rudel trennen. Andererseits gibt es auch in freier Wildbahn, genug Hundeartige (Wildhunde, Wölfe, Kojoten, was auch immer) die auch mal allein unterwegs sind oder eine Weile ihr Leben allein fristen müssen. Wandert ein Jungwolf von seinem Rudel ab, um sich vielleicht irgendwo ein Mädchen zu suchen, um mir ihr ein neues Rudel zu gründen, wird er eine Weile allein sein. Auch verjagte Jungwölfe sind für eine gewisse Zeit allein. Das können Tage, Wochen, auch Monate sein, in denen sie umherwandern. Also, das Alleinbleiben eines Hundes ist nicht so abwegig wie man vielleicht glauben möchte. Aber wie ich schon sagte, gibt es, quer durch alle Hunderassen, so richtige Querulanten, Heulbojen, Frustpinkerl, chronische Zerstörer und Unruhestifter, die einfach nicht allein bleiben wollen. Manche beginnen zu heulen, hören nicht mehr auf, und singen der Nachbarschaft das Lied vom einsamen Wolf vor. Andere finden jetzt das Alleinbleiben nicht soooo schrecklich, was sie aber schrecklich finden, ist die aufkeimende Langeweile. Dann werden nicht nur kleine Dinge zerbissen (darunter fallen Fernbedienung, Stecker vom Staubsauger, die Griffe vom Kastl, usw.), sondern es können auch außerordentlich große Dinge sein.
Lasst mich eine kurze Geschichte erzählen:
Mich rief eine Dame an mit einem jungen Labrador an und frage mal ganz vorsichtig, ob ich ihr vielleicht helfen könnte, obwohl sie keinen Sandros hätte. Ich wäre ein Arsch, wenn ich jetzt nein gesagt hätte, aber ich bin kein Arsch (hoffe ich zumindest nicht). Sie wäre selbständig und hätte ein Restaurant, in welchem sie auch selbst arbeiten würde. Der Koch kam eines Tages mit einem Labi daher und wollte nicht begreifen, dass ein Hund in einer Restaurantküche nun mal nichts verloren hat. Fakt war: Der Koch ging, der Hund blieb. Alles so weit so gut, der Hund war auch nicht allein, denn die Familie hatte noch einen zweiten Hund, etwas älter, gemütlich, brav, was kein Thema war. Das Problem: Der junge Labi hatte keinen Bock darauf allein zu bleiben und würde langsam aber sicher ihre Einrichtung vernichten. Sie würden sehr viel mit dem Hund unterwegs sein. Die Familie würde sich das aufteilen, sodass es nicht an der Bewegung liegen kann. War jemand im Haus, alles kein Thema. Aber kaum würde man das Haus gänzlich verlassen … lass die Zerstörung beginnen. Die Dame erklärte mir auch, sie hätten sogar eine Kamera installiert, um mit dem Hund sprechen zu können, wenn sie in der Arbeit war und er etwas anstellte. So kam es, dass die gute Frau beobachten durfte, wie ihr junger Labi, während sie die Gäste bediente, zuhause den Fernsehsessel präzise auseinandernahm. Alles pfui und aus und lass es und geh am Platz, half nix. Egal, was die Dame dem Hund durch das Mikro entgegenbrüllte (und sie brüllte so laut, dass die Gäste es teilweise hörten und sich fragten, ob da ein Psychopath in den privaten Gemächern des Gasthauses gehalten wurde), der Hund drehte sich nicht mal um und war bei der Zerstörung des Fernsehsessels vollkommen gnadenlos.
Um nicht verrückt zu werden, drehte die Dame die Kamera ab und betrachtete abends das Ausmaß labradortechnischer Behebung der ausgedehnten Langeweile. Der Fernsehsessel war reif für den Sperrmüll, die Teile …. ja, ja, es wird immer wieder mit „Explosion“ herumgewitzelt, aber der Raum sah tatsächlich aus, als hätten ihn miniaturkleine Kampfbomber angegriffen. Dazwischen, ein Labi, der sich freute, weil Mama und Papa wieder daheim waren.
Zudem sagte die Dame zu mir: Sandy, ich weiß, dass man das trainieren kann, mit viel Geduld, dies und das … aber ich habe die Zeit nicht dafür. Ich kann nicht wochenlang daheim bleiben und nicht arbeiten gehen, damit ich mit dem blöden Köter das Alleinebleiben üben kann, zumal ich nicht weiß, ob er dann wirklich brav ist. Sie würde eine schnell Lösung brauchen.
Ich empfahl ihr eine Box!
An dieser Stelle denke ich an FB, Insta, TikTok und wie sie alle heißen, wo clevere Hundetrainer mit noch viel gescheiteren Videos erklären, warum ein Hund nicht allein bleiben kann oder will, was in ihm vorgeht, dass er mit der Trennungsangst nicht zurechtkommt, Frust hat, unterbeschäftigt ist, und, und, und. Dann wird auch oft erklärt, dass man das Training langsam angehen muss, mit vielen, vielen Leckerlis, kurzen Sequenzen, die man aufbaut, damit der Hund das Alleinebleiben positiv aufnimmt und lernt, dass er keine Angst haben muss, keinen Stress, keinen Frust, keine … und wenn die linke Kralle an der rechten Vorderpfote wackelt, wird das vermutlich auch chemisch analysiert.
Auch wenn mich jetzt die Hunde-zu-Tode-Streichler-und-immer-Leckerli-parat-Haber lynchen werden, Hunden sollten schon als Welpe die Box kennenlernen, allein schon deswegen, falls man sie mal wegsperren muss, dass das dann kein Drama wird. Unsere eigenen Dogs kennen alle die Box. Wir müssen nachts Ranghoch von Rangnieder trennen, weil sonst Rangnieder nicht zur Ruhe kommen kann, aus Angst, Ranghoch kommt mit irgendeiner fiesen Idee daher, den Schlaf ordnungsgemäß zu stören.
Läufige Hündinnen müssen wir wegsperren, um ungewollten Belegungen zu entgehen und manchmal ist es auch notwendig, bescheuerte Rüden zu trennen, weil sie sich so sehr lieb haben, dass sie sich gegenseitig fressen wollen. Es ist immer gut, wenn Hunde lernen, sich wegsperren zu lassen, da immer was sein kann, wo das einfach notwendig ist und ich werde bei keinem Hund eine Analyse durchführen, ob ihm das jetzt passt oder ob er gerade Stress, Frust oder einen juckenden Po hat. Und genau wie der Dame mit dem Labi fehlt vielen Menschen die Zeit, stundenlang, tagelang, wochen- und monatelang mit dem Hund zu trainieren, damit er vielleicht mal eine halbe Stunde allein bleibt, denn alles andere scheint bei der Volksgemeinschaft Hundehalter sowieso schon Tierquälerei zu sein.
Eines muss ich jetzt doch mal sehr deutlich sagen. All jene, die immer wieder bemerken: Ich lasse meinen Hund maximal eine Stunde allein … Ich sperre meinen Hund nie ein … Eine Box kommt überhaupt nicht in Frage … Wer seinen Hund einsperren will, der soll sich keinen nehmen …
Es gibt Menschen, die gehen nicht in die Arbeit, weil sie mit ihrer überschüssigen Zeit nichts anzufangen wissen, im Allgemeinen gehen die in die Arbeit, um das Geld zu verdienen, das auch der Hund verfrisst und um das wieder instand zu setzen, was die pelzige Piranhakugel zerstört hat. Wir gehen nicht aus purem Vergnügen hakeln und persönlich kenne ich kaum jemanden, der ständig bei seinem Hund zuhause verweilt und das Geldverdienen anderen überlässt. Ja, die ein oder andere Mami kann schon dabei sein, wobei ich dazu sagen muss, Mamis haben zuhause genug zu tun und auch sie müssen ab und an den Hund, egal welchen, wegsperren können, weil Freund Wau nicht überall seine Schnauze drinnen haben muss.
Scheißt man net rum, steckt man schon seinen zehn Wochen alten Welpen, zum Beispiel, zum Sauberwerden in der Nacht in die Box, wird er auch als erwachsener Hund kein Problem damit haben. Überhört man sein anfängliches Jaulen oder sagt ihm auch schon mal mit Nachdruck, dass das Geschrei keinen Sinn macht, wird der Hund auch kein Konzert veranstalten, wenn man ihn später mal in die Box steckt, weil er jetzt eben einfach nicht mit kann.
Ist der Hund ein chronischer Zerstörer, der Dinge zerfrisst, einfach weil er es witzig findet und weil es Spaß macht, wird er damit auch nach der hundertsten Trainingseinheit nicht damit aufhören, weil es einfach viel zu lustig ist. Persönlich finde ich es besser, mit froher Erwartung und voller Vorfreude nach Hause zu kommen, mit dem Wissen, der Hund hat nichts angestellt, als schon bei der Haustür zu überlegen, was er wohl wieder zerkaut hat. Hat dann die teure Wirbelsäulengelmatratze des Ehebettes ein riesiges Loch, schau ich mir den Hundehalter an, der in diesem Moment nicht an eine Autobahnraststätte denkt, wo es einen schönen Laternenmasten gibt, an dem man den Hund anbinden kann. Erschießen wäre dann die nächste Variante. Natürlich sind das Gedanken, aber man verzweifelt, wenn so ein Mistvieh ständig alles kaputt macht, und wenn‘s nur die hundert Euro Schuhe waren. Hundert Euro sind auch viel Geld, für die man länger arbeiten musste, als der Hund zur Zerstörung gebraucht hat.
Ich persönlich möchte ruhigen Gewissens nach Hause kommen und auch nicht irgendwann ein Auto vorfinden, wo der Hund die Sitze zerfetzt hat, weil er vielleicht warten musste. Auch im Auto findet man die Hundebox und lustigerweise haben die Leut weit weniger ein Problem mit der Autobox, als mit einer Hundebox, die zuhause in einer Ecke steht und die auch als cooler Rückzugsort für den Hund dienen kann. Ganz zufällig kann man diesen Ruckzugsort versperren, aber wenn der Hund das gewohnt ist, hat er damit kein Problem. Das Problem haben immer wir Menschen. Ich habe eher ein Problem mit einem Hund, der im Zustand tiefer Langeweile die Couch als Feind ansieht.
Natürlich ist die Box kein Dings, in der ein Hund sein Leben verbringen soll. Den Hund den ganzen Tag in einer Box einzusperren, weil er einem am Senkel geht, ist mindestens genauso falsch, wie ihn täglich acht, neun oder zehn Stunden allein zu lassen, weil man eben arbeiten muss. Hat man keine Zeit für einen Hund, sollte man sich keinen zulegen. Wie das Leben aber so spielt, kann es natürlich sein, dass man den Hund schon hat, und dann treten neue Lebensumstände ein. Trennung vom Partner, Todesfall in der Familie, Jobwechsel, Wohnungswechsel, irgendwas kann immer sein und dann steht man vor dem Problem, denn Hund länger allein lassen zu müssen, als man je gewollt hat. Automatisch ergeben sich zwei Optionen. Entweder vom Hund trennen oder aber man meistert die Zeit so gut es geht zusammen, bis sich die Lage vielleicht doch wieder verbessert. Das Leben steht ja bekanntlich nie still.
Es gibt äußerst stabile Hundeboxen in denen auch ein großer Sandros ausgestreckt liegen kann und nein, es ist keine Tierquälerei, den Hund auch mal mehrere Stunden allein zu lassen und ihn während dieser Zeit genau in diese Box zu sperren. Wenn Bewegungszeiten und Ruhezeiten sich die Waage halten, dann kann der Hund auch in der Box ruhen. Wenn die Box generell dafür gedacht ist, den Hund dauerhaft wegzuschließen, sollte man sich von dem Wau trennen oder sich eine andere Strategie ausdenken. Die Dosis macht das Gift. Man kann aus allem etwas machen, was dem Tier schadet. Der Hundesport kann eine tolle Sache sein, aber der Hundesport sprengt alle Grenzen, wenn man seinen Hund zum Erfolg peitscht. Selbst das Füttern des Hundes ist eine normale Sache, es sein denn, ich versuche meinen Hund vegan zu ernähren, was den Bogen deutlich überspannt. Man kann drei Stunden spazieren gehen oder den Hund eine Stunde vor das Fahrrad spannen. Zweiteres wird den Hund eher ermüden, als Ernsteres. Und ja, man darf seinen Hund auch körperlich auslasten, aber man muss ihn nicht an den Rand der körperlichen Erschöpfung treiben. Es gibt bei allem ein Zuviel und zu wenig. Ein schlanker, sportlicher Hund lebt sicher besser, als ein fettgefressener, der sich kaum noch bewegen kann. Aber bei dem ersten wird geschrien, wenn man ihn als Zughund verwendet und er mit Trara und Geschrei auf die Abfahrt wartet, während man beim zweiten Hund nur milde lächelt. Dabei hat der fette Hund die weit geringeren Chancen alt zu werden, als der schlanke.
Es ist nur ein gut gemeinter Tipp. Zeigt eurem Welpen, dass die Box zum Dasein dazugehört. Auch wenn er am Anfang sudert und wimmert, damit vielleicht gar nicht einverstanden ist, wird er schnell verstehen, dass es Alltag ist, wenn man es durchzieht. Ich kenne genug Leute, die mir erzählen, wie schwer es mit ihrem Hund ist, denn er würde ins Bett pinkeln, wenn er allein ist, ins Bett scheißen, ins Wohnzimmer kacken, ständig auf den Teppich pullern, überall markieren, sein Bett fressen, die Möbel auseinandernehmen, Löcher in die Wand fressen, die Tür ausbauen und mir sind auch Hunde bekannt, die durch geschlossene Fensterscheiben gesprungen sind und, obwohl sie sich verletzten, nicht daraus lernten. Es gibt Menschen, die schieben dem sofort den Riegel vor und scheißen net um, und es gibt Menschen, die begegnen dem und lassen ihren Hund nicht mehr allein.
Ja, ich habe meine Hunde auch sehr lieb, aber sie haben sich nach meinen Wünschen zu richten, da ich es bin, der Geld ausgibt, um sie zu versorgen. Beginnt man sich nach den Wünschen des Hundes zu richten, hat man einen pelzigen Pascha, der im Liegenstuhl faulenzt nur noch mit dem Schwanz zu wedeln braucht, damit Mensch loshüpft, um eurer Hoheit die goldene Wasserschüssel nachzutragen.
Hier ein kurzes Video, dass zeigt, wie es aussieht, wenn Hunde sich austoben. Auch der nett erwähnte Ball, wo viele Leckerlis drinnen sind, wird nicht stundenlang interessant sein, denn irgendwann ist der leer, ist irgendwo drunter gerutscht, wo der Hund nicht mehr dran kann oder ist zu wenig interessant … dann muss die Couch doch wieder herhalten oder wie wäre es mit dem Husky, der schwarze Tinte in der Bude verteilt?