Der arme Welpenkäufer und der böse Züchter

Im Allgemeinen hat sich diese Meinung ziemlich eingeprägt.
„Augen auf beim Welpenkauf!“.
„Den Züchter gut anschauen!“.
„Keine Kofferraumverkäufe!“.
„Kaufen Sie keine Welpen aus dubiosen Zuchten!“.
Und … und … und
Diese Sätze von Tierschutzorganisationen gibt es ja zu Hauf. Muss der Welpenkäufer aber arm sein und … ach was … immer diese bösen Züchter, die nur darauf aus sind, schnell viel Geld zu machen. Ja, warum verschenken die ihre Welpen eigentlich nicht?
Hat sich eigentlich schon jemals jemand Gedanken darüber gemacht, was wir als Züchter uns so alles gefallen lassen müssen? Habt Ihr eine Ahnung davon, was uns so alles unterkommt, wenn man Welpen hat und diese auch verkaufen möchte, egal ob die jetzt Papiere haben oder nicht, ob sie reinrassig sind oder einer Mischrasse angehören, ob man ständig züchtet oder nur zufällig einen Wurf hatte?
Ich habe mir da einige Anekdoten gemerkt und darf die nun zu Papier … Verzeihung … zu Bildschirm bringen.

Züchteranzeige in der Zeitung:
Jack Russell Terrier Welpen 8.W. 
Aus österr. Zucht abzugeben

Eigentlich relativ deutlich. Die Rasse: Jack Russell Terrier, Alter: Welpen mit acht Wochen, Zuchtort: Österreich, Zweck: jetzt abzugeben.

Fragen, die ich am Telefon beantworten muss.

„Ist der Hund gechipt?“
Ja
„Ist der Hund geimpft?“
Ja
„Hat der Hund Papiere?“
Ja (man ist ja ein geduldiger Mensch)
„Ist der Hund gratis?“
An dieser Stelle würde ich dem Anrufer gerne Keuchhusten durch das Telefon schicken. Klar, Rassehund, geimpft, gechipt mit Papier … wird verschenkt. Es macht ungemein viel Spaß, Geld in seine Zucht zu stecken, um die Welpen dann unters Volk zu schmeißen. Yeah.

Anderer Anruf!

„Sie haben Jack Russell Welpen abzugeben?“
Ja
„Werden diese Hunde ganz groß oder bleiben die eher klein?“
Es gehört schon eine gute Portion Geduld dazu, diese Frage ehrlich und ohne Witz zu beantworten. Ich gebe zu, meine Antworten sind je nach Stimmung sehr unterschiedlich.
Nein, der Hund schrumpft noch.

Ausgewachsen haben sie in etwa 120 kg.

Es gibt welche, die wachsen besonders in die Breite, dann werden sie groß.

Wenn man ihn oft genug füttert, wird er eher groß, wenn man ihn weniger füttert, dann bleibt er klein.

Mann, die Leute glauben mir oft diesen Schwachsinn und er hilft mir, nicht wahnsinnig zu werden. Lauschen meine Kinder diesen Gesprächen, biegen die sich oft vor Lachen, wenn sie bemerken, dass ich den Anrufer nach Strich und Faden verarsche.

Oder, es geht auch so.
„Du haben Hund!“
Jep, ich haben Hund.
„Du verkaufen Hund oder geben gratis?“
Gratis du haben kannst Grab, sterben musst du allein.
„Ah, du sein lustig. Okay, wieviel kosten Hund, eh?“
Der Hund kosten … gaaaaanz viel Geld. Ich glaube, zu teuer für du.
„Ah, sagen. Ich brauchen Hund für mein Frau und Sohn.“
Kostet 3000,-
„Ah ja. Okay. Ich kommen morgen mit mein Frau und holen Hund.“
Keine Sorge, ich habe noch nie 3000,- Euro für einen Hund kassiert, sondern das dient rein der Abschreckung, um nicht unhöflich zu wirken, aber es gibt Ausländer, die tun, als wäre es die normalste Sache der Welt. Ich glaube, ich habe mal für einen Hund 6000,- Euro verlangt und auch dieser Herr versprach mir mitsamt Frau am nächsten Tag zu kommen. Ist aber leider nie erschienen. Komisch nicht?

Nächstes Gespräch!

„Sie haben Welpen zu verkaufen?“
Das ist richtig.
„Ich habe mich erkundigt. Jack Russell Terrier sind kleine Hunde, die man eventuell auch in der Stadt halten kann.“
Könnte gehen, wenn man nicht ganz luftscheu und allwettertauglich ist.
„Ja, wissen Sie, das ist jetzt meine Frage. Ich bin tagsüber in der Arbeit, komme erst am Abend nach Hause und hätte dann zwei Stunden Zeit, mich um den Hund zu kümmern. Kann man den Hund so lange allein lassen? Das wären so um die acht, neun Stunden?“
Wenn Sie wollen, dass er ihnen regelmäßig die Wohnung versaut und die Nachbarn verrückt macht, dann geht das wohl.
„Es gibt ja jetzt auch so Welpentoiletten. Kann man dem Hund nicht daran gewöhnen aufs Kisterl zu gehen? Meine Katze, wir haben auch eine Katze, wissen Sie, geht auch aufs Kisterl?“
Tja, und genau da liegt der Unterscheid. Ein Jack Russell ist ein Hund und keine Katze. Hunde gehen nach draußen, um ihre Geschäft zu verrichten. Die gehen auf kein Kisterl.
„Aber meine Freundin macht das auch. Sie hat zwei Chihuahuas und beide gehen in der Wohnung aufs Kisterl. Zudem hat sie einen kleinen Balkon, wo die Hunde hinausgehen dürfen. Dann können sie auch draußen machen und haben zusätzlich Bewegung. Außerdem sehen sie da draußen mehr.“
Und warum legen sie sich keinen batteriebetriebenen Pipimax zu? Der pinkelt nur auf Kommando oder wenn man das Fläschchen im Bauch nachfühlt, und bellt nur dann, wenn man auf den Schalter mit der Aufschrift „ein“ drückt?
Die Dame hat aufgelegt.
Es ist schon manchmal makaber, was die Leute für Vorstellungen haben, und da wundert man sich, dass es so viele bescheuerte Hunde gibt?

Anruf Nummer sowieso, auf ein Inserat mit Schäferhunden

„Ich habe Ihre Anzeige mit den Schäferhunden gefunden. Sagen Sie, haaren diese Hunde auch?“
Nein, gar nicht. Die behalten ihr Fell 15 Jahre lang.
„Das wäre wichtig, denn mein Mann möchte keinen Schmutz in der Wohnung. Wohnen Sie in Wien?“
Nein, ich wohne außerhalb Wiens, eine Stunde entfernt auf einem Bauernhof. In Wien kann man keine Schäferhund großziehen.
„Na sicher geht das. Meine Freundin hat eine Wohnung und erst vor Kurzem einen Wurf Berner Sennenhunde großgezogen.“

Ja, die Wohnung möchte ich auch sehen. Ob die Einrichtung noch existiert? Die Leute glauben echt, wir wohnen schnell mal um die Ecke.

Es gibt Leute, die ziehen wirklich in Wiens Wohnungen Hundewelpen groß. Auch unter dem Deckmantel der FCI. Chi´s die in Badewannen oder Duschkabinen aufgezogen werden. Yorkies, deren Welpen erst aus der Zuchtbox rauskommen, wenn sie verkauft werden.
Westies, die in einem Badezimmer einquartiert waren.
Auch Schäferhunde habe ich in einer Wohnung gesehen. Mein Stallboden war definitiv sauberer. Die Möbel, besonders die Couch, glänzte durch eine fettige Schicht, die Schränke waren von Katzenfutter verdreckt, da deren Futter überall herumstand, und die Welpen wuselten dort rum und pinkelten zwischen Küche, Wohnzimmer, Esszimmer und Bad alles voll, von den Haufis rede ich erst mal gar nicht. Lieber würde ich mich auf meinen Stallboden setzen und aus der Pferdeschüssel essen, als dort zu wohnen. Pfui deibl.
Aber das gibt es. Mein Tierarzt hat mir Dinge erzählt, da konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Unvorstellbar.
Aber diese Welpen werden dann von jenen Menschen gekauft, die einen Welpen von „um die Ecke“ haben wollen, der aufs Kisterl geht, weil er acht Stunden allein bleiben muss, der keine Haare verliert, keinen Schmutz macht und 6000,- Euro kostet.

Es gibt doch eigentlich nichts Erfrischenderes, als Züchter zu sein, oder?