Wir kennen es alle. Der Hund … Und damit häufen sich auch Ratschläge, Ideen, Trainingsmethoden, Trainer, Wissen … wir werden geradezu überhäuft damit. Menschen, die zum ersten Mal einen Hund bekommen, müssen zwangsläufig überfordert sein, weil an jeder Ecke zu einer Sache etwas anderes gesagt wird. Man nehme nur das Thema füttern.
Getreidefrei
Barf
Trocken
Monoprotein
Zusatzstoffe
Einmal oder zweimal täglich
Unterschiedliche Verdauungszeiten
Schlingen
Mäkelig fressender Hund
Dünner Hund
Übergewichtige Hund
Usw.
Ganz wurscht, was man das durch Netz jagt, man wird allein schon gefühlt Millionen Einträge zum Thema barf oder trocken finden. Also, ob man seinen Hund mit Fleisch füttern oder mit Trockenfutter und selbst da gibt’s dann Menschen, die sagen, der Hund ist kein Fleischfresser mehr, sondern ein Allesfresser. Es geht sogar soweit, dass Menschen behaupten, Hunde dürfen gar kein Fleisch fressen, Knochen schon mal gar nicht und blutiges Fleisch macht Hunde aggressiv. Schweinefleisch ist schädlich, wegen der Enzyme und was weiß ich, was ich sonst schon so alles gehört habe.
Genauso verhält es sich mit der Erziehung. Wenn du nicht Minimum die neue Sprachwelt der Hundekenner sprichst, bist du sowieso verloren. Kannst du deinen Hund nicht von A bis Z lesen, verstehst du deren Signalgebung nicht, bist du so gut wie tot. Und wenn du nicht den ganzen Tag ein Leckerli nach dem anderen verfütterst und deinen Hund damit bestärkst, dann bist du der Tierquäler schlechthin.
Selbiges mit der Pflege.
Baden oder nicht baden, Krallen schneiden oder nicht, bürsten und wenn ja, welche Bürste, scheren oder eher den Gang zum Hundefrisör wählen. Und wenn dein Hund quietscht, wenn du sein Fell bearbeitest oder jammert, wenn er in der Wanne oder unter der Dusche steht, dann dürftest du gar keinen Hund besitzen, weil du es ihm nicht schonend beigebracht hast.
Heutzutage beläuft sich alles darauf, seinen Hund mit Samthandschuhen anzufassen, ihn mit Leckerlis so lange zu bestechen, bis er versteht, was man von ihm will oder so lange herumzudoktern, bis er nach monatelangem Ziehen an der Leine doch mal fünfzehn Minuten ohne Ablenkung locker an der Leine geht. Dann ist man, laut Trainer, einen Meilenstein weiter und müsse, vermutlich wieder monatelang, daran arbeiten.
Fette Hunde gibt es wie Sand am Meer, und dabei rede ich nicht von leichtem Übergewicht, sondern von wirklich bladen Kreaturen, die ihre Masse nur noch durch hechelnd die Gegend schleppen, bemüht, dem völligen Kollaps auszuweichen.
Auch ungepflegte Hunde, die tausende Haarbüschel schon bei einem heftigen Windstoß verlieren, kreuzen immer wieder meinen Weg, gelbe Zähne, bei fünfjährigen Hunden … normal, und jeder dritte Hund ist irgendwie … krank.
Von den Hunden, die im Geschirr geführt werden und sich dabei benehmen, als wären sie frisch der Hölle entsprungen, rede ich mal gar nicht. Auch nicht von Menschen, die mit ihren Höllenhunden ins Gebüsch hechten, um sich irgendwie der nahenden Situation eines fremden Hundes zu entziehen.
Daneben gibt es noch jene Menschen, die ihre Hunde beständig befehligen, ihnen faktisch schon vorschreiben, welchen Fuß sie für den nächsten Schritt verwenden müssen.
Und für all den gequirlten Mist gibt es Videos von Trainern, die wie Reife Äpfel bei einem Sturm vom Baum fallen. Wie soll der neue Hundebesitzer, mit dieser ganzen Flut an Informationen, wovon 90% in die Mülltonne gehören, klarkommen? Was ist richtig, was falsch, was kompletter Humbug und was sinnvoll? Niemand findet sich da noch zurecht. Ich schaue mir dieses Zeug nur noch gelegentlich an, um zu sehen, mit was ich jetzt wieder zu kämpfen haben, denn unweigerlich melden sich viele Menschen bei mir und erzählen mir, was sie gehört oder gesehen oder gesagt bekommen haben. Was ich davon halte, wie ich dazu stehe.
Vorweg, ich bin ganz bestimmt kein Alleswisser und lerne gern dazu, wenn es Sinn ergibt. Das kommt allerdings nur in den seltensten Fällen vor.
Fangen wir kurz beim Füttern von Hunden an. Menschen, die das in diversen Videos erklären, haben meist einen Hund, vielleicht zwei, selten mehr. Zudem wird kaum bis nie gesagt, dass das Verdauungssystem des Hundes darauf ausgerichtet ist, Fleisch zu verdauen. Fleischfresser haben einen sehr kurzen Darm bei einem sehr dehnbaren Magen, im Gegensatz zu einem Pflanzenfresser, der meist einen kleinen, oder mehrere kleine Mägen hat, um Pflanzenteile überhaupt verwerten zu können. Der Darm ist um ein Vielfaches länger, da pflanzliche Nahrung einfach Zeit braucht, bis sie „verarbeitet“ worden ist. Zudem gibt es noch einen weiteren Faktor. Fleischfresser, also Jäger, haben ihre Augen vorne am Kopf, um die Beute fixieren zu können, die sie fangen wollen. Beutetiere haben ihre Augen seitlich am Kopf, was ihnen einen Rundumblick ermöglichst, um Jäger schneller sehen und somit fliehen zu können. Jäger haben ein Raubtiergebiss, mit Fangzähnen und seitlichen Reißzähnen. Pflanzenfresser haben Schneidezähnen zu abbeißen und Mahlzähne zum Zerkleinern des Futters. Schauen wir uns den Hund an, er hat die Augen vorne am Kopf, er hat ein Raubtiergebiss und er hat den Verdauungstrakt eines Raubtieres. Füttere ich dem Hund eine Karotte, kommt diese unverdaut wieder hinten raus. Ergo: Hund ist kein Pflanzenfresser, sonst würde er sich auf die Weide stellen und vom Gras leben. Schon mal auf die Idee gekommen, ein Pferd mit einem Schnitzel zu füttern?
Hunde werden nicht wild, wenn sie rohes Fleisch fressen (sonst wäre ich schon tot) und sie sterben auch nicht, wenn sie Schweinefleisch fressen. (Schweineohren kommen schließlich auch vom Schwein). Dabei geht es um die Aujeszkyvirus, dessen Wirt das Schwein ist und der über dessen Fleisch in den Hund gelangen könnte. Nachdem der Hausschweinebestand aber auf diesen Virus hin untersucht wird, besteht maximal beim Füttern von rohem Wildschweinfleisch die Gefahr einer Ansteckung. Früher hatte man bei Jagdhunden dieses Problem und nannte die Krankheit auch Pseudowut, die beim Hund tödlich endet. Füttern man seinen Hund mit Schweinefleisch von Hausschweinen kann nix passieren und wer Angst hat, soll das Schweinfleisch eben kochen, da der Aujeszkyvirus hohe Temperaturen nicht aushält. Überdies, auch getrocknete Schweinepfoten sind vom Schwein … Darüber denkt dann aber keiner nach.
Das Wort BARF ist eigentlich eine Philosophie, denn im Grund füttern man seinen Hund. Aber es hat sich so eingebürgert, dass man seinen Hund „barft“ wenn man ihn mit Frischfleisch füttert, was ja äußerst kompliziert und aufwendig ist, da man dabei so viel falsch machen kann. Der Hund könnte Mangelerscheinungen bekommen und weiß der Teufel noch alles.
Grundgedanke: Warum ist das Füttern von Fleisch angeblich so derart kompliziert, aber beim Trockenfutter alles so einfach? Wer sagt denn, dass in diesem Trockenfutter für „meinen“ Hund alles drin ist? Nur weil es gesagt wird und weil‘s draufsteht? Tja, der Mensch ist eben leicht zu beeinflussen.
Die Fütterung mit Trockenfutter ist eben einfach, sauber, braucht nicht viel Platz und ist weniger aufwendig.
Und wie hat man gefüttert, bevor der ganze Mist auf den Markt gekommen ist? Waren da die Hunde kränker, unterernährter, ärmer oder wurden die gleich nicht artgerecht gehalten?
Nunja, damals machte man sich darüber keine Gedanken, fütterte großen Hunden was da war, war froh, nichts wegschmeißen zu müssen und freute sich, wenn der Hund satt war. Und die wurden satt, auch ohne Trockenfutter. Wobei ich doch sagen kann, dass es früher weit weniger Allergien und Herumgeschiss wegen eines Hundes gegeben hat, als heute, wo man wegen jeder eingerissenen Kralle sofort zum Tierarzt hechtet. Früher hat man den Seitenschneider geholt, die Kralle gekürzt und gut war. Tierärzte waren nicht so weit gestreut und Tierkliniken gab es nur in der Stadt. Oft war man gezwungen, sich selbst zu helfen und man wusste sogar noch wie. Gerade Bauern wussten um die Selbstheilungskraft ihrer Tiere. Es gab noch den guten alten Vorlauf, der zum Desinfizieren von Wunden geeignet war, wie auch klares Wasser, mit dem man alles auswaschen konnte. Zum Arzt ging man nur, wenn es stark blutete oder komisch weghing.
Heutzutage wird man aber als schlechter Mensch hingestellt, wenn man nicht wegen jedem Kratzer sofort zum Tierarzt rennt und alles groß behandelt lässt. Oft werden die Tiere dann sofort mit Antibiotika und Schmerzmitteln bombardiert, obwohl man nur ein bisschen Zeit gebraucht hätte und es wäre von selbst verheilt, weil der Organismus auf solche Dinge eingerichtet ist, es aber nicht ausleben kann, weil man ihn nicht lässt.
Als mir ein schwer übergewichtiger Hund über den Weg gelaufen ist, fragte ich mich, warum da eigentlich niemand Zeter und Mordio schreit, denn einen Hund kugelrund zu füttern, hat nichts mit Artgerecht oder Tierliebe zu tun. Auch seinen Hund den gesamten Tag in der Wohnung warten zu lassen, weil man selbst in der Arbeit ist und am Abend keine Zeit findet, sich mit ihm ordentlich zu bewegen, weil man müde ist, hat nichts mit Artgerecht oder Tierliebe zu tun. Da könnte man den Köter auch den gesamten Tag in einen Zwinger stopfen, was für ihn vermutlich sogar besser wäre, da er sein Geschäft verrichten kann, Dinge zerstören kann, die man ihm gibt und seine Umwelt beobachten kann, was in der Wohnung nicht möglich ist. Es gibt Hunde, die sind acht bis zwölf Stunden allein, verzwicken sich alles, und deren Besitzer sind stolz, wenn sich der Hund sein Pipi wegleckt … hallo, bimmel, bimmel ….
Auch so manch anderer Hund darf sich nie bewegen, da er stets an der Leine geführt wird und somit sein Bewegungsradius deutlich eingeschränkt ist. Gehen solche Hunde zuhause die Wände hoch, sind ungenießbar, frech und unruhig, wird der Hundetrainer geholt, der ihm Ruhe beibringen soll, weil ein Hund doch zweiundzwanzig Stunden schlafen soll. Was aber, wenn der Hund keinen Bock auf diese 22 Stunden hat, sondern lieber draußen rumflitzen würde, ohne die Einschränkung eines Beißkorbes, einer Leine oder eines ständig Befehle flötenden Besitzers. Unsere Hunde rannten früher den ganzen Tag auf dem Bauernhof rum, waren ständig irgendwo, mal dort, mal da, liefen dort mit und da, keiner sah jemals auf die Uhr, niemand machte sich Sorgen, ob der Hund genug schläft und ob er korrekt kommt, wenn man ihn ruft. Er kam, Punkt, Ende. Unsere Hunde sind auch heute noch den gesamten Tag im Freien, spielen, toben und schlafen, wie es ihnen beliebt und mir würde es nicht im Traum einfallen, auf die Uhr zu gucken. Auch die Welpen bewegen sich, wie sie wollen. Es gibt keine zeitliche Einschränkung, keine Regeln und noch nie war bei uns ein Hund überfordert, überlastet oder musste mit einem Rollstuhl herumkutschiert werden.
Hat so ein Hund weichen Stuhlgang, okay, hat er eine normale Wurscht, auch okay. Heutzutage nehmen die Leute mit ihrem Kackibeutel den Kot des Hundes in die Hand, prüfen die Konsistenz, fühlen, ob er weich oder hart ist, schnuppern vielleicht dran und mich würde es nicht wundern, wenn welche sogar daran lecken, um an Kotdichte, Geruch und Geschmack zu ertesten, ob der Hund eh gesund ist. Früher haben Hunde irgendwo in die Natur geschissen und oft wusste man noch nicht mal wo. Auch ich weiß nicht, welcher Haufen von welchem Hund stammt, wenn ich die Haufis wegputze, denn der Name des Hundes steht ja nicht drauf. Hat einer Mal Durchfall, also wirklich flüssigen Kack, ja mein Gott, dann dürfte er was gefressen haben, was nicht so gut war. Oftmals zeigen es die Hunde noch nicht mal, dass es ihnen möglicherweise heute nicht so besonders gutgeht. Ich kann immer noch reagieren, wenn es einem Hund wirklich schlecht geht und er mir das auch zeigt.
Erziehung und Sozialisierung sind heutzutage auch Wörter, die geheiligt werden, denn ein Hund, der nicht so ist, wie wir ihn gerne hätten, ist entweder nicht erzogen oder eben nicht sozialisiert worden. Dann kommen Trainer mit endlos vielen Leckerlis und bestechen die Dogs, damit sie machen, was sie machen sollen, bis zu dem Zeitpunkt, wo der Hund das Leckerli verachtet, weil etwas anderes wichtiger erscheint und er nie gelernt hat, gewisse Grenzen zu respektieren. Habe ich einen Leinenzieher, der noch dazu andere Hunde so richtig massiv anstänkert, der wird sich von einem Leckerli nicht davon abbringen lassen, den Chihuahua zu fressen, weil der Chihuahua das bessere Leckerli ist. Ich habe auch noch keinen Hund gesehen, der sofort und auf der Stelle umdreht, wenn er einem Hasen hinterherläuft, weil das in Aussicht gestellte Leckerli einfach so toll ist. Das Leckerli hat vier Pfoten und hoppelt gerade in Höchstgeschwindigkeit davon. Dein Leckerli kannst selber essen.
Überall wird gewaltlos Erziehung gepredigt. Kein lautes Wort, kein Knuffen, kein Zupfen, kein nichts, und alle, die das vormachen, zeigen es mit Rassen, mit denen alles sehr einfach zu zeigen ist. Border Collie, Australien Shepherd (ganz beliebt), Golden oder Labrador Retriever, Schäferhund, eventuell mal Dobermann. Ich habe noch nie einen Trainer gesehen, der gewisse Dinge mit einem Husky vorzeigt, mit einem Wolfhund oder mit anderen schwierigen Rassen, wie Cane Corso oder Mastiffs, weil man weiß, dass es schwierige Rassen sind und will sich dem nicht stellen. Aber diese Trainer verlangen von den Besitzern solcher Hund dann das, was sie selbst vorzeigen, was nie gehen wird, weil andere Rassen eben anders sind. Ein Husky will nicht gefallen. Dem bist du ziemlich egal, der will laufen und das Leben genießen. Ein Wolfhund wird sich nicht an fremde Menschen gewöhnen, wenn er sie grundsätzlich nicht mag. Häng dich auf, er wird es nicht machen. Wolfhunde sind nicht unbedingt Menschenfreunde und der Cane Corse, eine schweres Kraftpaket, wird nie so schnell und wendig sein wie ein Border Collie, weil er dreimal so groß ist und fünfmal so viel wiegt. Zudem sind es behäbige Hunde und keine Schnellzüge. Zudem wird es leichter sein, einen 18 kg Border Collie oder einen 28kg Aussie zu beeindrucken und in seine Schranken zu verweisen, als einen 80kg Mastiff, der gerade beschlossen hat, in die Leine zu gehen und einen Dackel zu töten.
Dazu kommen die ständigen Behauptungen, „Hunde machen sich das untereinander aus“ oder „Hunde werden nicht aggressiv geboren“, oder „das Problem ist immer der Mensch“. Aussagen, die zwar einen gewissen wahren Kern haben, aber dennoch so nicht gehandhabt werden dürfen. Lässt man einen Pekinesen und einen Schäferhund raufen, weil sie es sich bestimmt selbst ausmachen, stehen die Chancen für den Pekinesen ziemlich schlecht, wenn es ins Eingemacht geht. Pekinese tot, Schäferhund siegt, Besitzer sind am Boden zerstört. Streitereien von Hunden können heftige Verletzungen zur Folge haben, die Menschen nicht sehen wollen, schon gar nicht behandeln können und Unfrieden stiften. Noch sollten wir Menschen entscheiden, ob unsere Hunde streiten dürfen oder nicht, und wenn ja, sollte ich auch wissen, was zu tun ist, wenn der Streit eskaliert.
Genauso ist es kompletter Blödsinn, dass Welpen nicht aggressiv geboren werden. Das erzähl einem Züchter, der zwei streitende Welpen im zarten Alter von acht Wochen trennen muss, weil die sich wegen eines Schweineohres kloppen. Und selbst Welpenraufereien können äußerst heftig ausfallen. Auch Gruppenkämpfe unter Welpen können vorkommen. Man pickt sich aus der Gruppe den raus, der sich nicht wehren kann und geht geschlossen auf den los. Unterbindet man das nicht, ist das das Aus für den Welpen, der attackiert wird und diesen Welpen hat man Aggressivität bestimmt nicht beigebracht. Aggressivität ist angeboren, denn sonst wäre auch eine Mutterhündin nicht in der Lage, ihre Welpen zu beschützen, sollte es notwendig sein. Es gibt auch viele Hunde, die dazu neigen, ihre Besitzer zu schützen, und das, ohne es wirklich gelernt zu haben. Auch das ist angeboren. Rangkämpfe unter Rüden, oder Zickenkriege unter Hündinnen passieren, ohne menschliches Zutun, weil sowas einfach normal ist, aber von uns Menschen als nicht mehr normal verstanden werden. Nicht jeder Hund kann mit jedem, weil auch nicht jeder Mensch mit jedem kann. Und auch Menschen bringen sich gegenseitig um, obwohl wir wissen, dass das schwere Konsequenten hat. Hunde wissen das nicht.
Hunde agieren nach eigenem Ermessen. Sie lernen gewisse Dinge im Leben, genau wie wir Menschen, anderes ist instinktgesteuert, manches macht der Hund aus einer Intuition heraus. Weil er es gesehen hat oder weil er schon mal Erfolg dabei hatte. Zeigen wir dem Hund nicht, was wir wollen oder wie es in unserer Welt läuft, dann macht er Dinge, die selten zu unserer Freude sind. Woher soll er es wissen, wenn es ihm keiner zeigt?
Rudelhunde sind auch nicht zimperlich untereinander. Es wird gebissen, gestritten, sich lieb gehabt, gespielt und gemacht. Und ja, Hunde im Rudel würden sich auch töten, wenn die Situation kippt und auch bei Beißereien passt kein Hund auf, den anderen nicht zu verletzen. Das ist ihm eigentlich egal. Er empfindet auch kein Mitleid, wenn der andere schwer verletzt ist. Ich habe noch keine Rauferei gesehen, bei der sich der eine beim andere entschuldigt hätte, och tut mir leid, dass ich dir weh getan habe. Selbst wenn ein Hund den Kampf nicht überlebt, wird es dem anderen nicht leidtun. Das ist menschliches Denken.
Und wenn Leute ihren Hund an der Leine rupfen, mal einen Tritt verpassen, ihn am Fell ziehen oder zur Ordnung rufen, kommen die Tiergebetsleute und schreien: Anzeige, Tierquälerei, Sauerei, Gewalt am Hund, usw. Fehlt nur noch, dass diese Gebetsleute sich bei einer Rauferei hinsetzen, mit einem Leckerli wedeln und die Kämpfenden auseinanderstreicheln wollen.
Es wird für Neuhundebesitzer immer schwerer, den richtigen Weg zu finden, einen Trainer zu finden, der wirklich was taugt oder auch eine Hundeschule zu finden, die noch halbwegs ihre Sinne beinander hat.
Kurzes Beispiel: Eine Dame suchte mit ihrem großen, schweren Hund Hilfe bei mir, wegen seiner Leinenaggression oder seiner Tendenz, sie umzureißen. Sie sagte, sie wäre in drei verschiedenen Hundeschulen gewesen, aber keiner konnte ihr wirklich helfen, sodass es auch Früchte trug. Eine von diesen Hundeschulen meinte überhaupt, dass sie nicht kompetent wären. Nun, man schimpft sich Hundeschule und kann mit einem Hund nicht umgehen, der nicht mit Leckerli zu beeindrucken ist? Seltsame Hundeschule.
Wir konnten der Dame helfen, weil dieser Hund einfach eine feste Handschrift und eine deutliche Führung verlangte und keine Bestechungsversuche. Er gehörte zu den Hunden, die kein Futter nahmen. Und obwohl dieser Hund von mir aufs schärfte korrigiert wurde, weil er mir die Zähne zeigte, war er sehr kooperativ, als er merkte, dass ich ihn deutlich führte und nicht mit ihm diskutierte. Ich sagte und er sollte nur machen, ohne Wenn und Aber. Und siehe da, der Hund fühlte sich sofort wohl und tat, wie ihm geheißen. Ja, ich brauchte einen gewaltigen Bock, um ihn von mir wegzubringen, und ich brauchte ein Zugband, um seine Energie, die er gegen mich einsetzen wollte, in eine andere Richtung zu lenken. Dieser Hund hatte knappe 50kg. Eine deutliche Ansage war das, was er benötigte und wir beide waren die besten Freunde. Er zeigte auch neben mir keinerlei Aggression gegen andere Hunde, weil er wusste, dass ich das ahnden würde. Der Hund begann sich auf meine Ansage zu verlassen und brauchte nicht selbst zu entscheiden. Für seine Besitzerin erstmal vollkommen neu, aber nach Erklärung sehr viel besser zu verstehen. Sie gab zu, dem Hund viel zu viel durchgehen zu lassen, weil er ja ihr „Bubi“ war. Heute geht es wesentlich besser. Sie hat den Hund im Griff und „verbubelt“ ihn nicht mehr so stark.
Ich verwende dabei keine Methode, sondern meinen Verstand. Ich bin der Chef, der Hund nur mein Knecht. Ich liebe meine Hunde, aber wenn es darauf ankommt, bin ich der Chef, weil ich die Ansage mache. Mein Hund hat da draußen nur sehr eingeschränkte Entscheidungsbewilligungen. Mehrere Hunde müssen reagieren, wenn von mir als Chef eine Ansage kommt. Unser Leithund im Gespann denkt mit, gibt Entscheidungen vor und freut sich wie ein König, wenn es richtig war, lässt sich aber auch stimmlich korrigieren, wenn es falsch war. Ein Leithund ist ein besonderer Hund und solche Hunde findet man nicht immer. Einzelhunde sollten sich an ihren Besitzern orientieren, doch die geben oft keine Ansage ab oder befehligen nur rum, was auch kein Miteinander ist. Ein Miteinander ist, wenn bei Hundekontakt beim Spazierengehen der Hund einen Blick zu seinem Besitzer wirft und damit fragt, was er tun soll. Kommt keine Antwort, macht er das, was er für richtig befindet. Kommt aber eine Antwort, zum Beispiel der Abruf, hat das Miteinander funktioniert.
Jedem, der irgendwie mit seinem Hund nicht so ganz klarkommt, oder vielleicht dieses oder jenes nicht so recht weiß, sollte sich viele Meinungen holen und die beste für sich nutzen. Nebenbei wäre es gut, den Verstand zu verwenden und vielleicht mal zu überleben, was man machen würde, wenn es niemanden mehr gäbe, den man fragen könnte. Die Welt des Internets ist riesig und die Welt von Blödheiten umso größer. Aber nur ein ganz kleiner Teil von dem, was man hört, stimmt wirklich oder kann angewendet werden. Dazu wäre ein Blick auf die Rasse nicht schlecht. Rassen sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Nicht jeder Hund ist gleich intelligent wieder andere und kann die Dinge umsetzen, die man von ihm verlangt. Manche Hunde tun alles für ihre Besitzer, manche auch nicht. Manche Hunde springen ins Feuer, wenn man es ihnen sagt, andere sagen, springt selbst, du Trottel.
Auch wir versuchen Hilfesuchenden so gut es geht zu helfen, sagen aber niemandem, dass er dies oder jenes jetzt unbedingt tun muss. Es gibt nahezu für alles eine Lösung, aber es gibt eben auch starke Hunde und schwache Hundeführer, wie es auch schwache Hunde und sehr starke Hundeführer gibt. Menschen, die viel von ihrem Hund wollen, der das aber nicht liefern kann. Manches zu akzeptieren, ist auch für den Menschen unendlich schwer.