Hunde vegan ernähren

Dass die Leute viele Weisheiten mitbringen, wenn sie zu mir kommen, bin ich ja gewohnt. Und was es da für Weisheiten gibt, spottet echt jeder Beschreibung. Dinge, die irgendjemand erzählt oder die man im Internet gelesen hat.

Nochmal eine eindringliche Bitte: Glaubt nicht alles, was im Internet steht oder was irgendwer erzählt, denn der hat es womöglich auch nur irgendwo gelesen … und geglaubt.

Auch diese Familie kam mit der jüngsten Idee. Den Hund vegan ernähren!!!

Hä?

Wie bitte?

Vegan? Also, gänzlich ohne tierische Produkte?

Habt ihr nen Knall?

Nein, Letzteres habe ich natürlich nicht laut ausgesprochen, sondern mir nur gedacht, aber ich habe später dann ein bisschen gegoogelt. Ich meine, ich persönlich käme nie auf die wahnwitzige Idee, meinen Hund pflanzlich zu ernähren, weil er der Gattung der Fleisch- und Aasfresser angehört. Zumal ich mich selbst auch nie im Leben vegan ernähren würde. Ich denke, Lebensmittel oder Nahrungsmittel sind viel zu wertvoll, um in der Angebotsliste herumzusuchen und alles was nur ansatzweise mit Tieren zu tun haben könnte vom Speiseplan zu streichen. Außerdem wäre es mir zu anstrengend. Wenn aber jemand vegan leben möchte, bitteschön. Ich habe mit diesem Menschen kein Problem. Sein Bier, seine Entscheidung, sein Leben, das muss ich nicht teilen. Ich akzeptiere, was der so isst, erwarte aber auch, dass diese Leute akzeptieren, dass ich mich dem nicht anschließen möchte.

Aber seine eigene Philosophie auf den Hund zu übertragen, ist grenzwertig.

Ein Hund ist ein Fleischfresser bzw. Aas oder auch alles fressendes Individuum. Punkt!!!

So, jetzt kann man im Internet lesen, dass es Studien gibt, ich denke in Australien und wer weiß wo noch, wo man Hunde vegan ernährt habe und sie seien viel gesünder … und, und, und. Es steht aber nicht dabei, wie lange diese Hunde vegan ernährt wurden, ob Mutterhündinnen oder Leistungshunde mit dabei waren und was die mit Hunden gemacht haben, die das vegane Zeug einfach nicht gefressen haben, weil es ihnen nicht schmeckte.

Dem so gut.

Wieso es jetzt eigentlich vollkommener Nonsens ist, einen Hund vegan zu ernähren, ist recht einfach erklärt.

Hunde gehören zu der Gattung Canis Lupus Familiaris (gemeiner Haushund). Ein Hund ist ein Jäger, ein Raubtier. Räuber ernähren sich im Allgemeinen von der Jagd auf Beutetiere (Fleischlieferanten). Hunde haben ein Raubtiergebiss, sie haben Fangzähne und sie haben Schneidezähne im Kiefer, mit denen sie große Stücke aus dem Beutetier rausreißen können.

Hat jemand von euch, die dem veganen Wahn verfallen sind, schon mal einen Hund gesehen, der gemütlich auf der Weide steht und sich dort von Klee, Gänseblümchen und Sauerampfer ernährt? Nicht? Und wie sieht es mit Heu und Stroh aus? Auch nicht. Ähhhm, vielleicht ein Hund, der auf einem Acker steht, sich an Kürbissen gütlich tut, wechselt, dann das Maisfeld verunsichert, wieder wechselt, um dann an den Weintrauben zu knabbern? Auch nicht?

Und dann möchte man allen Ernstes erklären, vegan ernährte Hunde sind gesünder? Wenn es nicht so bedauerlich traurig wäre, würde ich gerade an eine verunglückte Textstelle bei Max und Moritz glauben.

Also mal von vorne.

Hunde können ihr Futter nicht kauen, wie wir das verstehen, weil sie keine Mahlzähne haben. Immer wieder höre ich: Der Hund muss langsam fressen und kauen. Ein Blick ins Maul müsste die Antwort eigentlich schon liefern. Er kann es schlicht nicht. Er kann Nahrung zerkleinern, er kann große Stücke zu kleineren machen, er kann Knochen zerteilen, aber er kann nicht kauen, da ihm das Werkzeug dazu fehlt. (Man hat gewissen Rassen zwar eine verkrüppelte Schnauze angezüchtet, aber vergessen, die Mahlzähne dranzukleben)

Hunde haben im Gegensatz zu Pflanzenfressern ein sehr kurzes Verdauungssystem mit einem kleinen Blinddarm und einem kurzen Dickdarm. Selbst wenn er noch so möchte, er kann pflanzliche Kost nicht so verdauen, dass es ihm möglich wäre, dieser Nahrung Nährwerte zu entziehen, weil sein Verdauungssystem dafür schlicht nicht gemacht ist. Man kann das ganz leicht selbst probieren, indem man dem Hund einen Apfel oder eine Karotte füttert. Manche mögen das ja. Er wird die Stücke genauso wieder hinten rausscheißen, wie er sie runterschluckt, weil es ihm unmöglich ist, es verwertbar zu verdauen. Der Blinddarm kann Öle oder Fette spalten. Pferde, ergo Pflanzenfresser, haben sowas gar nicht. Pferde kommen ohne Blinddarm aus.

Pflanzenfresser fressen zudem den ganzen Tag kleine Mengen. Sie grasen. Deren Magen ist im Größenverhältnis zum Hund eher klein, da sie eben nicht dafür gemacht sind, in ganz kurzer Zeit große Mengen zu verschlingen. Pflanzenfresser haben Mahlzähne und sie haben Schneidezähne, die ihnen das weiden ermöglichen. Sie haben keine Fangzähne und auch keine Schneidezähne im Kiefer, weil sie sie nicht brauchen.

Pflanzenfresser fallen schon insofern auf, da es welche gibt, die mehrere Mägen haben, ihre Nahrung wieder hochwürgen, nochmal durchkauen und in einen anderen Magen runterschlucken. Sie haben lange Verdauungsgänge, damit die Nahrung bestmöglich verwertet wird. Dinge, die es beim Hund nicht gibt.

Ein weiterer Unterschied ist die Produktion der Magensäure. Hunde erzeugen dann Magensäure, wenn sie fressen. Zudem ist sie so scharf, dass sie Krankheitserreger, die durch das Fressen von Aas (also altem, faulen Fleisch) in den Körper des Hundes gelangen, zuverlässig abtötet. Hunde erbrechen ihre Magensäure (gelber Schaum), wenn sie zu viel davon haben. Ein natürlicher Vorgang, den es auch wieder bei Pflanzenfressern nicht gibt, da sie mit dem Gras oder Heu/ Stroh, keine Krankheitserreger aufnehmen. Zudem erzeugen viele Pflanzenfresser ständig Magensäure, auch dann, wenn sie nicht fressen, weswegen diese Tiere sehr oft mit Fressen beschäftigt sind. Pflanzenfresser können nicht mehrere Tage ohne Nahrung leben, ohne Schaden davonzutragen. Hunde können das durchaus, denn im Normalfall würde auch der Wolf nicht jeden Tag Beute machen.

Hunde fressen oft mit Genuss die Hinterlassenschaft von Pflanzenfressern. Das sind vorverdaute Grünteile, die der Hund jetzt nochmal verdaut. Keinesfalls ungesund, eher für den Menschen ekelhaft, wie Menschen viele andere Dinge auch als ekelhaft empfinden, die für den Hund vollkommen normal sind.

Zudem sind Raubtiere und Beutetiere ganz leicht zu unterscheiden. Räuber haben ihre Augen vorne am Kopf, damit sie die Beute mit beiden Augen fixieren können. Beutetiere haben ihre Augen seitlich am Kopf, was ihnen einen nahezu lückenlosen Rundumblick gestattet, wodurch sie Räuber besser erkennen und sie auch bei der Flucht sehen können.

Jetzt gibt es noch dieses Mittelding. Diesen Wesen, welches Fleisch und auch Pflanzen frisst. Der Mensch gehört dazu, denn wir können Fleisch ebenso verwerten, wie auch Pflanzen, in Form von Gemüse und Obst (ob Veganer in die Wiese beißen, oder Blätter vom Baum zupfen, weiß ich nicht). Auch Affen können das. Affen fressen genauso Grünzeug und verweigert auch Fleisch nicht. Paviane gehen auf die Jagd, genauso wie das Schimpansen tun. Da aber die Jagd sehr zeitaufwendig und energietreibend ist, schlagen sie sich den Bauch mit allem anderen voll, was irgendwie fressbar ist.

Auch wir Menschen ernähren uns mit dem, was uns schmeckt, was in unsere Philosophie passt und was wir uns leisten können.

Schweine ebenso. Schweine fressen auch so ziemlich alles, was sie runterschlucken können und machen auch vor einem verendeten Tier (also Aas) nicht halt. Auch Hühner fressen Wurst und Fleisch mit Vorliebe und nehme eine tote Maus richtiggehend auseinander.

Jäger und Beutetiere haben so ihre eigenen Lebensstrategie entwickelt. Fohlen fressen den Kot der Mutter, um lebensnotwendige Bakterien aufzunehmen, die sie darin finden. Mutterhündinnen fressen den Kot ihre Kinder, um die Umgebung sauber zu halten. Hunde fressen auch manchmal den Kot anderer Hunde, dass sogar mit Heißhunger, weil auch darin Bakterien sind, die sie benötigen. Gut, manche machen auch einen Job daraus, aber das ist eine andere Sache.

Hunde schlingen ihr Futter runter (ja klar, es gibt Ausnahmen) weil die Natur das so vorsieht. Wer sich nicht um sein Futter kümmern, verhungert. Die Natur ist da recht einfach. Wer nicht will, der hat schon. Wer sich nicht beeilt, bekommt nix.

So! Jetzt kommt der Mensch, setzt dem Hund seine Nahrung, also die trockenen Trockenfutterkügelchen in einem Antischlingnapf vor und wundert sich, wenn der Hund beim Fressen Frust entwickelt. Da ist in etwa so, als würde man versuchen eine Suppe mit Stäbchen zu essen. Ich kriege schon allein bei der Vorstellung Pickel und Stresspusteln, denn wenn ich mein leckeres Essen nicht so vernichten kann, wie ich das will, dann vergeht mir der Appetit. Was glaubt ihr denn? Dass das beim Hund anders ist? Viele Hunde verzichten aufs Fressen, wenn da der Antischlingtopf steht mit den gesunden veganen Kügelchen, die nach Arsch und Friedrich schmecken. Ich als Hund würde die Kündigung einreichen. Glauben die Leute ernsthaft, dass es gesünder ist, wenn der Hund gezwungen wird, vegane trockene Kügelchen aus einem Antischlingtopf zu fressen, in der Hoffnung, dass er sein Futter gut kaut?

Ja, die Fäden bei Spiderman kamen auch aus der Hand. Kann natürlich jeder Zweite, ganz klar …

Hallo!!! Ein Hund ist kein Mensch. Keine Mahlzähne, kein Kauen und das Schlingen liegt in seiner Natur. Bleibt dem Hund das trockene Zeug allerdings im Hals kleben, weil wir zu doof sind, zumindest etwas Wasser drüber zu kippen (da würde aber der Antischlingtopf stark verunreinigt werden) um dem Hund das Schlucken zu erleichtern, dann ist das okay.

Ein kurzer Absatz zur artgerechten Fütterung: Trocken gefüttertes Trockenfutter quillt im Magen des Hundes zur doppelten bis dreifachen Menge auf Der Hund muss große Mengen Wasser saufen, um das wieder auszugleichen. Hunde, die Fleisch bekommen, entwickelt eine ganz andere Bakterienkultur im Darm, als Hunde, die jeden Tag nur Trockenfutter vorgesetzt bekommen und nie was anderes sehen. Erwischen die dann mal was, was nicht für ihn bestimmt war, schießt der Körper das sofort wieder hinter raus. Es gibt genug Hunde, die sofort reagieren, wenn sie nur mal einen Esslöffel Yoghurt bekommen. Andere können einen ganzen Becher vernichten und … is nix. Das sind meist jene, die so ziemlich alles fressen, was Gott verboten hat. (Kleiner Einblick: Diebischer Hund einer Freundin fraß: Zwei Packerl Butter, geklaut, immerhin 500 Gramm. Er hat überlebt. Dann kamen zwei Kilo Rumkugeln, geklaut, er hat überlebt. Es folgten 10 Eier, in der Nacht vom Kastel gemopst, gefressen mit Schale und Inhalt, och, natürlich hat er überlebt. Diese Vernichtungsmaschine hat so ziemlich alles gefressen, was irgendwie nach Essen ausgesehen hat. Er wurde 14 Jahre alt und war absolut nie krank)

Fleisch ist Fleisch. Da ist nichts Verfälschtes dran. Der Hund kann es am besten verdauen und scheißt dadurch weniger, da er eben das meiste gut verwertet. Das heißt, ich muss weniger Haufis beiseiteräumen, was man besonders bei Welpen gut beobachten kann. (Wir haben es zudem schon öfter probiert. Wir putzen wesentlich mehr Kacke, wenn der Welpen Trockenfutter bekommt. Bei Fleisch, deutlich weniger).

Hunde zu „barfen“ ist nicht komplizierter als ihnen ein Trockenfutter der Marke XY vorzusetzen. Man braucht nicht Millionen Zusätze. Das ist eine Erfindung des Menschen. Wer sagt denn, dass im Trockenfutter alles drin ist. Nur weil es draufsteht? Man kann dem Menschen wirklich alles glaubend machen. Man glaubt, dass ein industriell gefertigtes Futter alles enthält, was Hund braucht, füttert es trocken und im Antischlingtopf. Ganz ehrlich, viele Menschen glauben noch mehr, wenn der Tag lang ist.

Warum die Verfechter der veganen Ernährungsweise auf die Idee kommen, einen geborenen Fleischfresser zum Pflanzenfresser zu machen, ist mir rätselhaft. Ich esse auch Fleisch, aber ich würde nie auf die Idee kommen, meinen Pferden ein Gulasch vorzusetzen oder ein Kaninchen mit einem Schnitzel zu füttern, weil ich meinem Tier meine eigene Philosophie aufzwingen möchte.

Bitte hört auf, die Natur verändern zu wollen. Wölfe sind Beutegreifer und verpuffen viel Zeit mit dem Aufspüren und der Jagd ihrer Nahrung. Sie können Stärke und Kohlenhydrate nicht gut verdauen. Hunde können das mittlerweile. Wölfe fressen nur alle paar Tage etwas, Hunde fressen täglich. Wölfe trotzen der Natur, sterben, wenn sie sich schwer verletzen und nicht mehr jagen können. Hunde leben in menschlicher Obhut und werden bei allen möglichen Wehwehchen sofort zum Tierarzt bugsiert, wo mindestens eine Spritze … ja eine muss drinnen sein … eine Spritze gegeben werden muss.

Aber Hunde sind nicht zu Pflanzenfresser geworden. Sie wollen sich normal bewegen, sie wollen sich wie Hunde verhalten und sie wollen wie Hunde fressen. Oft werden ihnen diese drei einfachen Dinge verwehrt. Sie dürfen sich nicht mehr normal bewegen. Spaziergänge an der Leine sind üblich. Richtig laufen, rennen und das über mehrere Kilometer dürfen nur noch die wenigsten Hunde. Ein normales Verhalten wird ihnen nicht gestattet. Knurren, geht nicht, mal einen schnellen Streit ausfechten, geht nicht, mal eine Hündin beglücken, auch das wird verwehrt, selbst beim Spielen gibt es Maßregelungen, die der Mensch vorgibt und vom Fressen rede ich schon mal gar nicht mehr. Die wenigsten, allerwenigsten Hunde erhalten noch einen richtigen Kuttelfleck, auf den sie sich stellen und an dem so lange herumgezerrt wird, bis die Stücke runterschluckbar sind. Noch viel weniger Hunde dürfen ihre „Beute“ einbuddeln, um sie nach Tagen wieder auszugraben und genüsslich zu verspeisen. Überall funkt der Mensch dazwischen und verhindert dieses und jenes und erklärt dem Hund, was für ihn gut oder schlecht ist. Hunde sind sehr anpassungsfähig und machen fast bei allem mit, weil ihnen nichts anderes übrigbleibt.

Einen Hund vegan ernähren zu wollen, ist wohl sowas wie das Tüpfelchen auf den I. Keine Studie der Welt wird mich davon überzeugen können, dass das gesünder ist, weil mein Verstand sagt, dass man da etwas erzwingen will, was nicht ist. Aus einem Fleischfresser, der sich gut an den Menschen angepasst hat, wird kein Pflanzenfresser und aus einem Pflanzenfresser, auch wenn wir es wollten, kein Fleischfresser.

Der verwilderte Haushund in Australien, der Dingo, mittlerweile eine eigene Art, hat sich auch wieder zum Jäger entwickelt und frisst Fleisch. Ja, öfter auch Schaffleisch, was den Viehhirten nicht so gefällt, aber er wurde nicht zum Weidetier. Und auch der Dingo hat gelernt, dass man gewisse Beutetiere nur von hinten attackiert, sie zu Fall bringt und bei Gesäuge oder Hoden aufmacht, selbst wenn die Beute noch lebt. Viele Beutetiere sind durch ihre Hörner ziemlich wehrhaft und Beutegreifer lernen recht fix, wie man sie dennoch bejagt, ohne selbst verletzt zu werden. Alle Hundeartigen, ob Wolf, Wildhund in Afrika, Schakale, Füchse, Kojoten, Dingos fressen alles an ihrer Beute. Haut, Haare, Fleisch, Innereien und Knochen. Sie vernichten tote Tier und jagen alle auch selbst. Aber kein einziges dieser Tiere käme auf die verrückte Idee, die Ernährung umzustellen und ab heute nur noch pflanzliche Kost zu verspeisen. Diese nette Idee kommt einzig und allein vom Menschen, ein Hund wäre nie so doof, das selbständig zu entscheiden.