Ich dreh durch, meine Hündin ist läufig

Es ist schon einige Zeit her, da wurde ich gebeten einen Bericht über die Läufigkeit der Hündin zu schreiben. Ich meinte dann: Nun ja, gibt ja eh genug im Internet. Die Antwort war: Neeee, du kannst das viel besser, denn dann kann man es sich vorstellen. Danke für die Blumen überdies.

Tatsache ist, die meisten, nicht alle, aber die meisten Menschen wissen, dass eine intakte Hündin läufig wird. Intakt bedeutet, dass sie noch nicht kastriert worden ist. An dieser Stelle noch einmal, weil es immer und immer wieder verwechselt wird.

Sterilisieren bedeutet das Durchtrennen der Samenleiter bzw. der Eileiter, wie es beim Menschen gemacht wird. Dadurch bleibt der sexuelle Trieb erhalten, was bei Frauen und Männer ja erwünscht ist, aber es kann nix mehr passieren. Also keine Kaulquappe findet das wabbelige Ei und es kann kein Nachwuchs entstehen. Is auch beim Hund so.

Kastrieren bedeutet das Entfernen des Hodens bzw. der Eierstöcke. Der sexuelle Trieb wird gänzlich unterbunden. Rüden können zwar decken, aber nicht mehr zeugen und Hündinnen werden nicht mehr läufig. Sie bleibt ihr Leben lang inaktiv, wird maximal fett und faul.

Der Aberglaube, dass Hündinnen sterilisiert und Rüden kastriert werden, ist also absoluter Blödsinn.

Wenn man sich nun einen weiblichen bzw. einen männlichen Welpen zulegt, muss man damit rechnen, dass dieses derzeit noch so süße, knuffige Wuffi irgendwann in die Geschlechtsreife kommt. Das geht aber nicht von heute auf morgen, sondern nimmt Zeit in Anspruch. Die Dogs werden auf einmal sehr selbständig, „vergessen“ gut sitzende Kommandos und lassen sich Dinge einfallen, die sie nie im Leben vorher getan hätten. Sie stellen ihre Besitzer auf die Probe mit: Muss ich oder muss ich nicht. Schau ma mal, wie lange wer durchhält. Und so ein Hund hat ein langes Durchhaltevermögen. Bei manchen funktioniert das Heranrufen absolut nicht mehr. (Fang draußen mal deinen Hund ein, der nur ein paar schnelle Sprünge braucht, um Abstand zu gewinnen).  Andere Hunde werden auf einmal angeknurrt, angebellt, die Leine ist zum Ziehen gedacht und die Decke zuhause wird in ihre Einzelteile zerlegt. Der Birnbaum im Garten steht völlig am falschen Platz, muss ausgegraben werden, der Hühnerstall … hahaha … wie lustig die rumflattern, wenn man da drinnen mal tobt. Möbel werden angefressen, in Wände werden ganze Klimaanlagen eingebaut. Was ich da schon alles hören durfte … für mich sehr interessant … manche erklärten mir an dieser Stelle, dass sie nun verstehen würden, wenn ich sage: Jeder hat schon mal seinen Hund erschossen!!! (Soweit ich mich erinnern kann, war das die Sache mit dem Hühnerstall, wobei das Federvieh hinterher … nunja)

Diese absolut bescheuerte Zeit nennt man Pubertät. Auch Kinder haben sowas. Die ach so niedlichen, an der Mama oder Papa klebenden Kindern verschanzen sich auf einmal in ihre Zimmer, wollen nicht mehr am Familienleben teilhaben, finden es ekelig, wenn kleinere Geschwister sie abknutschen wollen, und, und, und. Kinder werden genau erwachsen und verändern ihr Verhalten, was völlig normal ist. Auch bei Hunden ist das komplett normal.

Viele Menschen können sich schon das nicht vorstellen oder sind dankbar und glücklich, wenn sie die Pubertät ihres Hundes kaum merken. Gibt’s ja auch. Was sich aber ganz viele Leute nicht vorstellen können, ist, wie das so ist mit den Bienen und den Blumen. Es gibt doch etliche, die nehmen sich zu ihrem Ersthund einen zweiten und wählen dabei das andere Geschlecht. Wenn man dann fragt: Eye, was macht ihr, wenn die Hündin läufig wird? Kommen oft solche Antworten: Wir passen auf. Oder: Der Rüde kann dann im oberen Stockwerk bei den Eltern bleiben. Oder: Ja, eh, keine Ahnung. Viele denken darüber auch nicht nach und warten den Zeitpunkt, obwohl man sie vorgewarnt hat, einfach ab. Und dann kommts Dicke.

Die Hündin verliert das erste Mal ein paar Blutstropfen. Hey, man ist happy, der Rüde interessiert sich nicht für sie, super. Dann geht ja alles gut. Das geht gut bis etwa zum 10 Läufigkeitstag, denn dann kommt die Hündin in die Stehzeit. Sie verändert ihr Verhalten, wird eine richtige Schlampe, findet jede Berührung, gerade hinten rum, affengeil und biete sich zuweilen auch dem Menschen an. Ihre Schnalle (Vagina) ist dick angeschwollen und die Hündin ist richtig liebeslustig. Sie sudert und winselt zuweilen, was jetzt kein Zeichen von „arm“ ist, sondern sie ruft einen Rüden, besonders, den, der im Haus lebt. Sie macht sich bemerkbar, will gedeckt werden.

Und der Herr des Hauses dreht fast durch. Rüden, die realisiert haben, dass die Hündin in der Stehzeit ist, klinken komplett aus. Folgsamkeit … vergiss es. Ruhe … vergiss es. Ablenkung … ihr wollt allen Ernstes einen liebeshungrigen Rüden mit einem Leckerli, einem Spielzeug oder sonstwas von einem möglichen Deckakt abbringen … sehr witzig. Auch wenn der Rüde jetzt oben bei Oma und Opa wohnt, die werden bald erscheinen und erklären, dass sie den Rüden jetzt dann erschießen (ach, das hatten wir doch schon), denn er versucht sich durch den Türrahmen durchzubeißen, raunzt die ganze Nacht, markiert an die Wände, ist unruhig, und, und, und. Auch wenn sie räumlich getrennt sind, ein Rüde ist doch nicht blöd. Der weiß doch, dass die Hündin läufig und stehzeitig ist. Er riecht sie doch überall. (Menschen können aber auch doof sein).

Auch das Spazierengehen wird mit so mancher Hündin jetzt zu einer Herausforderung. Ach, was ich sagen wollte … eine läufige Hündin gehört weder in eine Hundezone, noch auf den Hundeplatz, noch zu anderen Hunden noch sollte sie von der Leine gelassen werden, denn den erstbesten Rüden, den sie wittern, wird sie zu einem Stelldichein auffordern, ganz wurscht, wo der Besitzer ruft, kreischt und pfeift. Auch die Hündin im Garten zu belassen, ist so eine Sache. Was, wenn der Flokati vom Nachbarn, der noch nie über den Zaun gegangen ist, es jetzt doch tut. Dann hat er alle Zeit der Welt, sich mit der Hündin zu vergnügen. Er wird sie decken, totsicher!!!

Noch schlimmer ist es, wenn man besagtes Pärchen im Haus hält und „aufpassen“ möchte. Es reicht einmal eine offene Tür und schon hängt der Rüde auf der Hündin.

Jetzt kommen oft die Meldungen: Sie waren nur ganz kurz zusammen.

Ja, is scho gut.

Wer weiß, wie so ein Deckakt abläuft, weiß auch, dass die beiden liebenskranken Wuffis bis zu einer Dreiviertelstunde unbeaufsichtigt gewesen sein musste, wenn man sie vorfindet. Deckt der Rüde die Hündin, sind sie untrennbar miteinander verknotet. Der Rüde kann sich von der Hündin nicht trennen. Sie hängen. Meistens stehen sie Arsch an Arsch, finden die Position selbst ziemlich doof, aber sie hängen. Da hilft keine Gewalt, kein Kübel Wasser (was überdies Quälerei ist), sondern nur Geduld. Irgendwann löst sich der Rüde von der Hündin und … bingo … wir hätten eine gedeckte Hündin. Dann gibt es immer noch Leute, die leugnen diesen Deckakt und hoffen allen Ernstes, dass die Hündin nicht tragend wird. Man will sich selber gegenüber nicht zugeben, unaufmerksam gewesen zu sein, oder die Läufigkeit unterschätzt zu haben. Leute, was glaubt ihr, warum eine Hündin läufig wird? Sie signalisiert damit Paarungsbereitschaft. Den Willen, sich zu reproduzieren. Auf gut Deutsch … sie will ficken, damit Nachwuchs entsteht. Stuten werden rossig, Kühe stierig, Katzen rollig, Ziegen staubig und wie die Fachbegriffe alle heißen. Paarungsbereitschaft signalisiert dem männlichen Teil, dass es jetzt an der Zeit ist, für Nachwuchs zu sorgen. Das ist im Tierreich blöderweise überall so. Auch wenn man es leugnet.

Man muss sich also, wenn man sich einen Welpen ins Haus holt, egal ob Rüde oder Hündin, auch mit der Sexualität des Hundes auseinandersetzen, damit man weiß, wieso der Rüde auf einmal in der Nacht singt oder heimlich das Grundstück verlässt, um irgendwo zu heiraten, natürlich auch heimlich.

Jetzt kommt natürlich die Frage nach der Katration und ich wurde wirklich schon gefragt, ob die Welpen mit acht Wochen schon kastriert sind. Ach, manchmal juckt es mich schon zu sagen, nö, die kommen schon kastriert zur Welt.

Die Hoden sind bei einem acht Wochen alten Welpen oft noch nicht mal vollständig abgestiegen, das dauert manchmal bis zur 12. Woche, seltener noch länger. Wie kommt man auf die Idee, einem Welpen seine vielleicht noch nicht mal vorhandenen Eier schon sofort nach der Geburt abzuzwicken. Ich weiß es nicht.

Gut, wie dem auch sei. Kastrieren sollte man Hunde erst wenn sie ausgewachsen sind. Das heißt mit gut zwei Jahren. Vorher muss der Hund erst mal wachsen, und dazu braucht er auch seine Hormone, die er aber nicht hat, wenn man ihn früh kastriert. Auch die Pubertät soll ein Hund durchlaufen, damit er auch geistig erwachsen werden kann. Früh kastrierte Hunde zeigen sich oft ziemlich mädchenhaft, weich und unvollständig, nehmen die Welt nicht ernst, benehmen sich wie … Vollidioten. Manche pinkeln mit einem Jahr noch im Vierstand, andere ihr Leben lang. Sie benehmen sich manchmal stark unterentwickelt und dämlich. Ja, weil Hormone eben doch eine Rolle spielen. Die Selbstsicherheit geht flöten, bzw. kommt nie zum Vorschein. Zu früh kastrierte Hunde sind erwachsen immer noch Kinder … böse Zungen sagen … Schwuchteln.

(Ich sage jetzt aber auch dazu, wenn es sich nicht anders machen lässt und unerwünschte Welpen absolut nicht gewollt werden, kann man die Kastration bei Rüde und Hündin auch vorziehen. Dann würde ich so mit 18 Monaten den Rüden oder die Hündin kastrieren lassen, denn in einem Haushalt kann es zu nervenaufreibenden Stresssituationen kommen, wenn die Hündin läufig ist und der Rüde alles dransetzt, um sie decken zu können. Hat man so einen Fall, würde ich eine Kastration zu einem früheren Zeitpunkt in Erwägung ziehen.) 

Kommt bei Hündinnen jetzt nicht so deutlich durch, wie bei Rüden, aber auch. Zumal Hormone auch für die körperliche Entwicklung notwendig sind, nicht nur für die geistige. Man sollte sich also mit dem Wunsch der Fortpflanzung seines Hundes auseinandersetzen und immer das Gröbste annehmen und sich freuen, wenn es denn nicht so schlimm wird.

Hier nochmal als Übersicht.

Hündinnen werden in etwa mit neun, zehn Monaten das erste Mal läufig. Es gibt aber auch Hündinnen, die schaffen das mit sechs Monaten, manche lassen sich über eineinhalb Jahre Zeit. Geht auch.

Rüden sind ab dem 6. Lebensmonat deckfähig. Manche sind etwas später dran, interessieren sich noch nicht. Aber man sollte es im Hinterkopf behalten. Wenn er sich interessiert zeigt, deckt er auch und dass immer und überall, sowie sich die Gelegenheit bietet.

Die Läufigkeit dauert 3 Wochen. Es beginnt mit ein paar Blutstropfen. Spätestens ab dem 10. Oder 11. Tag ist die Hündin in der Stehzeit und ab da will sie, genauso wie der Rüde will. Eine Hündin gehört ab dem ersten Tag der Läufigkeit unter Verschluss gehalten und nicht von der Leine gelassen. Kein Garten, keinen Freilauf, nichts, wenn man keine Unfälle haben will. Andere Hundebesitzer darauf aufmerksam machen, dass die Hündin läufig ist, damit die ihre Rüden zusammensammeln können. Und auf: Meiner ist kastriert! bitte nicht hören. Auch kastrierte Rüden decken und hängen, es kann nur nix mehr passieren, ist aber dennoch lästig.

Net glauben, dass die läufige Hündin noch so brav funktioniert, wie vorher. Jetzt ist nichts mehr so wie vorher, denn auch nach der Läufigkeit zeigt sie sich erwachsener und nicht mehr so kindlich. Der Mensch muss sich umstellen, net der Hund.

Ist die Hündin unerwünscht gedeckt worden, bitte nicht leugnen. Will man keinen Wurf (bis zu 10-12 Welpen, geht auch weniger, weiß man aber nicht), dann lasst sie nach der Läufigkeit und vor der 4. Trächtigkeitswoche kastrieren. Dann kann der Tierarzt sie ausräumen, die Föten entfernen und ihr müsst euch nicht mit einem Schwung Welpen ärgern, denn das Vergeben von Welpen ist in Österreich gar nicht so einfach, da nichtgemeldete Züchter ihre Hunde nicht inserieren dürfen. Hat man keinen Platz, keine Zeit auch nicht das Geld dafür (und Welpenaufzucht ist teuer), dann verzichtet auf den Wurf. Welpen und Mama brauchen enorm viel Nahrung, sie machen viel kaputt, man wäscht pausenlos, es stinkt, überall wird hingeschissen und gepinkelt und man benötigt eine Extrapackung Nerven. Ist die Hündin zu alt, weiß man nicht genau, wer der Rüde war, wurde sie von mehreren Rüden gedeckt, oder hat man keine Ahnung, was für eine Mischkulanz der Wurf wird, dann ist es vernünftiger, sie den Wurf nicht bekommen zu lassen. Es gibt genug Zufallsprodukte, es braucht nicht noch mehr.

Überdies kenne ich jemanden, der mit zwei Hunden, einem netten Pärchen, angefangen hat. Heute hat er 15 Hunde, weil … naja, die Sache mit den Bienen und den Blumen und dann hat man es nicht geschafft, alle Welpen zu vermitteln, bis die sich dann schon untereinander weiter vermehrt haben. Irgendwann hat es dann doch „Klick“ gemacht. Schon mal überlegt, ob dein Mischling vielleicht aus einer Inzuchtverpaarung kommt? Die sind gar nicht so selten.

Will man mit seiner Hündin nie einen Wurf machen (was eigentlich nur bei Rassehunden sinnvoll ist), dann ist es vernünftiger, sie ab dem zweiten Lebensjahr kastrieren zu lassen. Überlegt man eine Zucht, sollte man doch wissen, dass Vorsorgeuntersuchungen notwendig sind, wie HD-Röntgen, ED-Röntgen, fallweise Spondylose und es müssen genetische Untersuchungen gemacht werden, damit sich nicht weitervererbt, was keiner brauchen kann. Mann nimmt dann nicht den erstbesten Rüden, sondern den, der passt. Es gilt Verwandtschaftszuchten zu vermeiden. Dinge, die vor einem möglichen Wurf gemacht werden sollen. Dann ist zu überlegen, habe ich Platz, habe ich Zeit, habe ich das Geld dazu, will ich die Arbeit machen und habe ich die Muße, täglich Pisse und Scheiße zu putzen. Und nein, dass ist nicht nur ein Bisschen. Das ist jede Menge. Ja, bei einem Chihuahua ist es vielleicht nur ein Bisschen, aber selbst Jack Russell Welpen machen eine ordentliche Sauerei, wenn man nicht dahinter ist. Und denkt daran, Welpen in der Wohnung großzuziehen, klingt nett, aber sie versauen dir alles. Die Böden beginnen zu stinken, sie kauen Kabel an, fressen den Bodenbelag, zerfetzen Polstermöbel, tragen Dreck von A nach B und zerstören alles, was in Reichweite ist. Es macht ihnen Spaß, es ist nicht böse gemeint. Stellt sich nur die Frage, ob man das will. Hat man weder Platz noch Zeit, dann lasst die Sache mit den Welpen. Zumal man auch nicht weiß, ob die Welpen alle mit acht Wochen ausziehen. Vielleicht bleiben einige etwas länger. Na, dann viel Spaß. Ihr habt selbst mal einen Welpen großgezogen. War er schlimm??? Nun, dann wisst ihr ja, was los ist, wenn ihr das in mehrfacher Ausfertigung habt.

So, ich hoffe, das war nun deutlich und erklärt genug, denn wir haben jedes Jahr auch mit Läufigkeiten zu kämpfen, ärgern uns mit singenden Rüden, mit richten Schlampen, die nur auf Sex aus sind und müssen das ebenso durchhalten. Und ja … ich habe gedanklich auch schon diesen oder jenen Hund erschossen. Wir bringen unseren Hund früh genug bei, sich wegsperren zu lassen, ohne Theater zu machen. Geht das nämlich nicht, wird es eng. Es gibt Hunde, die sich in Zeiten der Paarung durch Türen fressen, Fensterscheiben zerstören, um nach draußen zu kommen, den Garten verlassen oder andere, die ungefragt zu Besuch kommen. Hunde singen, heulen, markieren, tun so ziemlich alles, was sie sonst nie tun, nur um zu ihrem „Sprung“ zu kommen. Ja, die Natur ist hart und man muss jede Gelegenheit nutzen. In diesem Sinne … passt auf eure vierbeinigen Mädels und Jungs auf, wenn die reifen Zeiten kommen und die Liebeslust ruft.