Kriegst eh ein Leckerli

Komm mein Bubi, kriegst eh ein Leckerli

Wenn Hunde nur noch versüßelt und mit Leckerlis vollgestopft werden …

Echt, mir dreht sich manchmal der Magen um, wenn ich so sehe, wie die Leute mit ihren Hunden umgehen. Alles nett, lieb und süß, die Zähne werden geputzt, die Nägel werden gefeilt (nicht geschnitten, gefeilt), der Wuff wird gebadet, mit einem Spezialshampoo eingeseift, hinterher kommt noch ein hautberuhigender Conditioner dazu, dann gekämmt, geschoren, geschnitten, was auch immer, geföhnt, in einen Mantel gesteckt, Pfotenschuhe bitte nicht vergessen, das schicke Geschirr wird umgelegt und zuhause sitzt die Divanwalze dann auf dem Sofa, wir mit dem allerbesten Futter verwöhnt und hat oft mehr Kilos als ihr guttun.

Auf dem Hundeplatz, es fängt schon in der Welpenschule an, wird der Hund kaum noch angefasst, Geschirr ist Pflicht, die Leckerlihosentasche randvoll, und kaum dass die jungen Hunde mal heftiger spielen, einer quietscht vielleicht sogar, ist die Kacke am Dampfen. Der Hundi weint, um Gottes Willen, hat er sich weh getan, geht er noch gerade, blutet er, ein Kratzer … oh mein Gott, ein Kratzer. Ein halber Tropfen Blut ist aus dem Hund rausgelaufen und auch wenn Hundi gern weiterspielen würde, weil Kratzer dazugehören, macht man sich mit dem schwer verletzten Wesen sofort auf zum Tierarzt, der vielleicht, von der Neurose angesteckt, alles sofort in einen Verband wickelt, Schmerzmittel verschreibt, Antibiotika spritzt und Ruhe anordnet … und der Hund sitzt schließlich, wohlbehütet zuhause und versteht die Welt nicht mehr.

Foren sind voll von … ich weiß nicht … guten Ratschlägen, wie man dieses und jenes Training besser aufbauen könnte. Und dabei geht es nicht darum, dass der Hund zum Drogensuchhund ausgebildet wird, nein … die scheiß Töle springt einfach nichts ins Auto, weil sie Autofahren einfach Scheiße findet. „Wir haben jetzt schon über drei Wochen geübt, und es klappt schon viel besser!!!“ Ahhhh, was bitte?

Wieso, zur Hölle, wird mit dem Hund diskutiert, ob er ins Auto springt oder nicht?

Ach, ich vergaß. Da stellt sich der nächste Neurotiker und Negativseher ins Licht und schwört, dass der Hund eine schlechte Hüfte und kaputte Gelenke bekommt, wenn er ins Auto und wieder raus springt. Man braucht eine Rampe mit Gummibelag, damit der Hundi nicht ausrutscht. Im Auto bitte eine rutschfeste nässeaufnehmende Wärmeunterlage, die im Sommer kühlt.

WAS ZUR HÖLLE IST MIT EUCH LOS?

Um den Flohdackel wird mehr Geschiss gemacht, als um ein neugeborenes Kind, von einem älteren, das vielleicht schon selbst laufen kann oder gar schon aufs Topfi geht, rede ich mal nicht. Denn es gibt mittlerweile Welpenklos, Pads für Welpen, eigene Kack- und Pinkelmatten, damit man nicht immer raus muss, wie ich auch schon Hundeklos gesehen habe, die selbständig den Haufen einfassen und geruchsdicht aufheben, bis der Behälter entleert wird.

Der Hund darf nicht mehr laufen und sich bewegen. Das bedeutet Stress und Stress ist schlecht für den Hund. Schließlich muss der Hund zwanzig Stunden am Tag schlafen.

Sportarten mit dem Hund landen immer wieder in den Negativschlagzeilen, besonders, wenn Hunde am Fahrrad angebunden mitlaufen. (In Österreich verboten)

Hunde dürfen scheinbar nur noch Geschirre tragen, denn das Halsband könnte Schäden an der Halswirbelsäule verursachen.

Hunde dürfen nicht schwimmen, im Wasser lauern große Gefahren durch Gift (vielleicht auch durch Haifische, ich weiß es nicht).

Hunde müssen mindestens zweimal am Tag gefüttert werden, das sie bei einer einzigen Mahlzeit zu viel auf einmal verschlingen.

Ah, und bitte einen Antischlingnapf verwenden, damit der Hund gezwungen ist, langsam zu fressen.

Hunde dürfen keine Knochen fressen, an denen könnten sie sterben.

Hunde dürfen so viele Sachen nicht essen, weil es schlecht für sie ist … am besten sie leben von der Luft und von der Liebe.

Hunde dürfen, müssen, sind … das unerschöpfliche Wissen nimmt kein Ende und manchmal frage ich mich wirklich … ticken die alle noch richtig?

Nun, ich bin in einer Zeit großgeworden, da gab es dieser Hype zwar schon, aber im Großen und Ganzen war das Leben mit dem Hund, zumindest am Land, relativ easy. Wir konnten unsere Hunde, ob klein oder groß, alle frei laufen lassen, egal wo. Haben sich die Hunde getroffen, haben sie sich beschnuppert, vielleicht mal angeknurrt, man ist weitergegangen und schwubs, war der Hund auch wieder da. Dadurch, dass die Dogs nicht angeleint waren, sind sie auch weiter in die Natur rein, um ihr Geschäft zu verrichten. Da kamen die Leute nicht auf die Idee, in jedem Haufen herumzupopeln, um herauszufinden, was da drin ist. Mitnehmen musste den Haufen keiner, was aber in der Stadt wohl etwas anders war.

Die Hunde hatten alle Halsbänder um. Da ging niemand mit Geschirr. Man nahm bei großen Hunden sogar das berüchtigte Kettenhalsband, und siehe da, die Hunde haben es sogar überlebt. Die Hundebesitzer waren noch in der Lage ihre Hunde zu kontrollieren. Man ging mit ihnen laufen, schwimmen, radfahren, und wusste automatisch, dass der Hund bei heißen Temperaturen besser zuhause bleiben sollte. Man beließ den Hund nicht in einem aufgeheizten Auto, weil man wusste, dass es den Tod des Hundes bedeuten könnte. Es gab auch keine Passanten, die nahe dran waren, die Fensterscheibe eines von der Klimaanlage heruntergekühlten Autos, welches im Schatten stand, einzuschlagen, um den vermeintlich sterbenden Hund zu retten. Dadurch, dass die Hunde nahezu alle frei liefen, beherrschten sie die Grundkommandos wie „komm her“ oder „hier“, „sitz“ zuweilen auch „platz“, weil es Sinn machte, diese Kommandos hin und wieder zu verwenden. Dann, wenn eine läufige Hündin kam und der Besitzer schon von Weitem schrie „Achtung, läufig.“ Es wurde nicht gemurrt und der Besitzer angeheizt, er solle doch zuhause bleiben, mit läufigen Hündinnen gehe man nicht spazieren. Nein, man leinte seinen Hund an, es kam ein „Danke“, man ging aneinander vorbei und gut war. Gerieten zwei Hunde mal aneinander, packten man einfach beherzt zu. Jeder griff nach seinem Hund, am Pelz, am Schwanz, am Halsband, wo auch immer und zog die Kontrahenten auseinander. Kein Nervenzusammenbruch, kein Herzinfarkt, kein tobendes Geschrei. Man guckte, was passiert war, tauschte Name und Telefonnummer aus, sollte einer zum Tierarzt müssen, denn man war versichert. Griff draußen auf der Straße mal jemand seinem Hund ins Fell, gab ihm einen Bock und plärrte ihn mal an, kam allenfalls ein Lächeln von anderen, denn man maßregelte seinen Hund nicht sinnlos. Es hatte seinen Grund. Gefüttert wurde einmal am Tag mit allem Möglichen. Trockenfutter, Getreidefrei, Monoprotein, Insektenfutter und was weiß ich noch alles, gab es damals nicht. Man fütterte kleine Hunde mit Dosen, streckte es mit Flocken, Reis oder Nudeln und gab großen Hunden das, was der Metzger hatte. Kuttel, Kopffleisch, Muskelfleisch und alle Beilagen, die man so hatte, Flocken und Reste vom eigenen Essen. Es gab kaum Allergien, genauso wenig wie es selten Hunde mit komischen Farben gab, die man heute unter „merle“, „blau“ oder „silber“ kennt. Auf den Abrichteplatz gingen die Wenigsten. Ja, vielleicht besuchte man den Frühjahrskurs. Viele schafften es ganz allein, ihre Hunde so zu erziehen, dass es für den Hausgebrauch passte. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, tonnenweise Leckerlis verfüttert zu haben. Natürlich gab es diese Leute auch, aber im Allgemeinen arbeitete man noch mit Lob und Tadel. Ja, man schimpfte mit dem Hund, warf ihm etwas nach, wenn er quer über den Abrichteplatz davongaloppierte, gab ihm sogar eine Verkehrte, wenn er unnötigerweise einen anderen Hund anbellte, wo es nix zu bellen gab.

He, es funktionierte. Die Hunde liebten ihre Besitzer genauso, aber sie lebten nicht auf Augenhöhe mit ihnen.

Heute ist das Erziehen und Abrichten von Hunden derart kompliziert geworden, dass es kein Mensch mehr versteht. Wie soll es da der Hund verstehen? Früher war das einfach. Machst du was, was mir gefällt, bekommst du ein deutliches Lob, machst du was, was mir missfällt, gibt’s eine aufs Dach. Klare Ansage, leicht zu verstehen, selbst für den Hund. Heute wird zuerst analysiert, warum der Hand was macht und ob er das, was er macht, auch in sein Verhaltensschema passt, oder ob er schlecht sozialisiert wurde.

Einfaches Beispiel:

Ein pubertierender Hund trifft auf einen anderen Hund, der ruhig an der Leine geht und beginnt mit fixieren, Haare aufstellen und mörderischem Gekeife diesen Hund zu provozieren.

Früher gab es Besitzer, die haben das Tun dieses Hundes mit einem „he“ kurz quittiert, herzhaft an der Leine gezupft und dem Hund vielleicht noch mit der Breitseite des eigenen Beines einen spürbaren Rumpler verpasst. Oder man packte ins Fell des Hundes, zog ihn zurück und hatte ein deutliches Mitarbeitergespräch. Dem Hund sind solche Mätzchen mit Knurren, Haare aufstellen und Keifen schnell vergangen, denn es war mit einer unangenehmen Konsequenz verbunden.

Heute gibt es Leute, die schicken einem den Tierschutz, wenn man seinen Hund in dieser Form maßregelt. Heute hängt der Hund im Brustgeschirr, kann seine Kraft voll entfalten (wir gehen mal von einem mittelgroßen Hund aus), zerrt und tobt und bevor der Besitzer überhaupt irgendwas macht, auf die Idee kommt, was zu tun, hat sich der Hund reingesteigert, ackert mit allen vier Krallen über den Boden, um an diesen anderen Hund zu kommen, den er jetzt im Visier hat und gedanklich schon getötet hat, weil einem jeglicher Hundekontakt auf der Straße verwehrt wird, weil er noch nie leidenschaftlich rennen und springen durfte und weil er sein Umfeld nur von der Leine aus aufnehmen darf. Der völlig verzweifelte Besitzer versucht mit „Rocci nein, Rocci nein“ Piepsrufen seinen Hund zur Ordnung zu bewegen, was natürlich nicht funktioniert. Also zerrt der Besitzer seinen Hund unter Aufbietung aller Kräfte an dem anderen vorbei, und sucht die nächste Hundeschule auf, in der Hoffnung, dass da jemand ist, der dem Hund dieses miese Verhalten abgewöhnen kann.

Am Abrichteplatz wird natürlich auch wieder darauf geachtet, dass der Leckerlisack voll ist und das Geschirr richtig sitzt (aus dem sich der Hund aber schon x-Mal rausgebastelt hat). Man beginnt mit dem Hund zu arbeiten, erklärt ihm das Kommando „Fuß“ links geführt und ihm wird pausenlos ein Leckerli ins Maul gestopft, damit er seinen Besitzer auch immer anschaut. Daneben kommen „sitz“ und „platz“, was der Hund, nachdem er mindestens dreißig Mal das Wort „sitz“ gehört hat, vielleicht auch macht. Die anderen Hunde am Platz sind ihm erst mal völlig egal, denn die zerhackten Knackerstücke in Fraulis Sack sind einfach lecker. Doch kaum verlässt der Hund den Hundeplatz, wird er genau dasselbe Mistvieh, dass er vorher war, denn er hat zwar gelernt, dass Leckerlis lecker sind, aber er hat nicht gelernt, dass sein Verhalten, nämlich andere Hunde anzukeifen und im Geschirr zu hängen, ein „no go“ sind. Und um solche Dinge abzustellen, die so ein Hund unmöglich von allein abstellen kann, da er nicht weiß, dass es ein „no go“ ist, sollte man dieses Verhalten mit einer unangenehmen Konsequenz quittieren.

Jetzt gibt es Leute, die schreien Zeter und Mordio, wenn man so einen Hund mal härter anfasst. Ich sage absichtlich härter, denn so hart wie Hunde innerhalb eines Rudels miteinander umgehen, können wir gar nicht sein, denn da wird ziemlich heftig zugebissen, wenn einer dem anderen im Weg ist. Die Sprache ist deutlich und man versteht sie auch. Ranghoch ist immer über rangnieder. Ranghoch kann Dinge einfordern, die Rangnieder nicht kann, Ranghoch wird sich körperlich zur Schau stellen, wenn Rangnieder keinen Respekt zeigt und wenn Rangnieder unbelehrbar oder gar lästig wird, dann bekommt Rangnieder eine Abreibung von Ranghoch, die ganz sicher nicht nett ist. Rangnieder quietscht wie ein Schwein, läuft weg, wird vielleicht noch ein Stück gejagt, bevor er sich irgendwo versteckt und jetzt erst mal Zeit hat, zu gucken, ob noch alles dran ist und was er getan hat, damit so eine Abreibung kommt. Zwei Minuten später ist alles wieder vorbei, Ranghoch und Rangnieder können wieder nebeneinander liegen, aber Rangnieder hat Ranghoch zu lesen gelernt, denn wie jedes Individuum, hat auch jeder Hund seine eigene Sprache und andere Hunde müssen diese lernen.

Hat man kein Rudel, ist der Mensch dazu da, schlechtes Benehmen zu maßregeln, denn so ein Hund kann nicht wissen, was schlecht ist, wenn es ihm keiner zeigt und zeigen heißt nicht, den Zeigefinger zu erheben und du – du – du zu sagen, weil er das nicht versteht.

Ich erlebe aber immer wieder, dass Hunde gar nicht mehr gemaßregelt werden, wo wir bei der antiautoritären Erziehung wären. Ein Ding, dass in der Welt von Tieren nicht ankommt, weil sie damit nichts anfangen können. Überall gibt es ranghoch und rangnieder, überall gibt es Weibchen und Männchen, Männchen, die um Weibchen erbittert kämpfen, auch bis zum Tod. Ziel ist: nur einer darf sich vermehren, darf sozusagen poppen. Wir Menschen diskutieren bis zum Abwinken, stellen den Hund auf Augenhöhe mit uns, verlangen von ihm menschliche Dinge, Dinge, die er gar nicht liefern kann, weil er eben kein Mensch ist, stopfen ihn mit Leckerlis voll und hoffen inständig, einen wohlerzogenen Hund zu haben, der er aber in verzwickten Situationen, wo der Hund eine sichere Führung bräuchte, nicht ist, weil keine wirkliche Führung da ist, sondern nur der Besitzer, der sich selbst oft nicht zu helfen weiß und schnell die Nerven wegwirft.

Man vergisst, das Lob und Tadel (ich spreche ja nicht von erschlagen) eng aneinander liegen. Menschen sind hektisch, finden selbst keine Ruhe, können keinen Druck aufbauen und den Druck nicht nachlassen. Aber ein Hund lernt erst, wenn der Druck nachlässt, nicht vorher, und braucht Ruhe, damit er begreift.

Man stelle sich einen Hund vor, der einen anderen gestellt hat, ihn nach einer kurzen Rauferei unter sich hat und deutlich zu verstehen gibt: Beweg dich, und ich reiß dich in Stücke.“ Im Allgemeinen versteht der andere Hund diese Drohung und hat zwei Möglichkeiten. Entweder er spielt „ich bin gar nicht da“ und erstarrt zu Eis, um aus der Situation rauszukommen oder er entscheidet sich, Gegendruck aufzubauen und versucht den Kampf zu beenden. Aber erst, wenn dieser Druck nachlässt, werden beide Hunde wissen, dass es vorbei ist und können über etwas anderes nachdenken. Baut man beim Hund Druck auf, wird der sich dem Druck zu entziehen versuchen, ich kann ihm den Weg zeigen.

Beispiel:

Hund steigt nicht ins Auto ein, obwohl er Autofahren kennt und schon oft mitgefahren ist.

Der Hund steht wie eine Statue vor dem Kofferraum und ist nicht dazu zu bewegen, ins Auto zu springen, obwohl er es könnte. (Kleine Hunderasse, wie Möpse, Bulldoggen, Dackel, Basset können es vielleicht körperlich nicht) Nehmen wir einen Golden Retriever, der einfach nicht ins Auto will. Leckerlis werden reingeworfen, die er wohl will, aber nicht dazu zu bewegen ist, ins Auto zu springen. Auch das heißgeliebte Balli ist nicht Grund genug, selbst den Kofferraum zu betreten. Frauli und Herrli müssen jedes Mal den Hund ist Auto heben, was bei einem dreckigen oder nassen Hund mühsam ist und eine Rampe will man vielleicht nicht ständig mitführen.

So einem Hund kann man einmal zeigen, mit Auflegen der Vorderpfoten auf den Kofferraum, was verlangt ist. Man kann ihn ansehen, in den Kofferraum deuten … der Hund weiß schon, was er tun soll, er will es nur nicht. Nimmt man jetzt die Leine, die an einem fest sitzenden Halsband befestigt ist, baut Druck auf und zieht den Hund auf eher unbequeme Art ins Auto, wird der faule Wuff froh sein, dass er endlich drinnen ist, aber blöd gucken, wenn man ihn wieder rauszieht. Man benutzt dabei genau zwei Kommandos. „Hop“ und „Raus“ und das nur einmal, ohne Leckerli, ohne alles. Beim zweiten Versuch wird der Wuff wissen „Eh, wenn ich nicht einsteige, zerren die mich wieder rein, das ist scheiße“. Er lässt es nochmal drauf ankommen und der Hund wird nochmal ins Auto gezogen, was bestimmt nicht angenehm ist. Beim dritten, spätestens beim vierten Mal springt der Hund ins Auto, weil er dieser unangenehmen Zieherei aus dem Weg gehen will. Dann habe ich meine Worte und meine Hände, um den Hund zu loben. Das fünfte und sechste Mal wird der Wuff dann schon von allein reinspringen, weil es geklingelt hat. Wir haben nicht diskutiert, sondern wir haben es gesagt. Der Hund hatte zwei Möglichkeiten und hat die für ihn einfachere gesucht. Dauert circa zehn Minuten und alle sind glücklich. (Keine Wochen)

Ich wette, auch hierfür gibt es Leute, die Zeter und Mordio schreien, weil man darf den Hund nicht am Halsband ziehen, und schon mal gar nicht springen lassen, ist alles schlecht für den Hund. Er könnte das und das und das bekommen. Himmel, wenn so ein Vieh nix mehr aushält, dann hätte es kein Hund werden sollen. Schon mal überlegt, was so ein Hund, der für den Einsatz ausgebildet wurde, alles aushalten muss? Schlimmstenfalls stürzt er bei der Suche im Gebirge ab und stirbt. Hallo, ihr könnt jetzt jeden Hund in Watte packen und aus ihm einen befellten, vierbeinigen Vollidioten machen, oder ihn wieder Hund sein lassen. Nein, ich bin nicht mit dem Hund auf Augenhöhe, ich bin Chef, der Hund ist nur mein Knecht, weil er die Intelligenz gar nicht hat, um mit mir als Mensch mithalten zu können.

So ein Hund darf mal einen Kratzer haben, darf normales Fleisch fressen, darf auch mal ungesunde Dinge vernaschen (Hund meiner Freundin hat auf einen Sitz zwei Kilo Rumkugeln gefressen. Er war zwar besoffen, aber er lebt immer noch) und darf auch mal angepackt werden. Wenn ihr wollt, dass euer Hund euch anhimmelt und als Führer verehrt, dann seid ihm ein Führer und kein Weichei, das wegen jedem krummen Haar sofort schreit. Gebt ihm eine deutliche Ansage und hört auf, ihn ständig mit Leckerlis vollzustopfen, wenn ihr nicht wollt, dass euer Hund nur noch für das verdammte Leckerli etwas tut. Wie viele Hunde es gibt, die nur Kommandos befolgen, wenn ein Leckerli in Aussicht gestellt wird, will ich nicht mal wissen, aber wäre es nicht sinnvoller, dem Hund zu zeigen, für mich etwas zu machen, weil das Lob eben aus meinem Mund kommt und ich die streichelnden Hände besitze? Die Tierliebe geht mittlerweile in Dimensionen, die nicht mehr gesund ist. Wenn Menschen andere Menschen auf der Straße liegenlassen und ihm nicht helfen würden, aber dafür sofort neben einem kranken Vogel stehen, rennt eindeutig was verkehrt. Menschen sind untereinander nicht fähig, sich gegenseitig zu helfen oder andere in ihrem Anderssein einfach nur zu akzeptieren, bekommen aber einen Tobsüchtigen, wenn jemand anders mit seinem Tier umgeht, als sie selbst es gerne hätten. Ein Reiter mit Sporen ist nicht zwangsläufig ein Tierquäler, sondern vielleicht ein guter Reiter, der sehr feine Hilfen geben kann und ein Hundebesitzer mit gestrenger Hand ist kein Unmensch, weil er die Chef-Knecht Sache verstanden hat, sondern jemand, der auf gegenseitigen Respekt arbeitet und seinem Hund ein Führer ist.

Ich für meinen Teil kann nur sagen, ich führe ein Gespann mit acht bis zehn Hunden und habe nur meine Stimme, um sie zu lenken, habe Worte, um zu loben oder zu tadeln. Ich kontrolliere acht bis zehn Hunde gleichzeitig. Andere können das noch nicht mal mit einem. Also … was jetzt???